Die 37. Neuenburger Kunstwoche zeigt Künstlerfilme

Die jährlich stattfindende „Neuenburger Kunstwoche“, die vom Kunstverein Bahner e.V. initiiert wurde, gehört zu den herausragenden Kulturterminen der Region. Seit nunmehr 37 Jahren gelingt es dem Kunstverein, den Ort Neuenburg zum „Kunst-Ort“ zu machen und das Publikum mit immer neuen Themen zu begeistern. In diesem Jahr dreht sich alles um den „Künstlerfilm“.

Vom 22. bis 28. Juni arbeiten fünf ausgewählte Künstlerinnen in den Neuenburg Ateliers: Rebecca Blöcher aus Hamburg, Kerstin Gramberg aus Köln, Naja Heid aus Bremen, Angelika Haak aus Bornheim und Lisa Haselbek aus Nürnberg. Sie alle machen auf unterschiedliche Weise Kunst mit der Kamera. Insgesamt sind beim Kunstverein rund 50 Bewerbungen von Kunstschaffenden aus ganz Deutschland eingegangen. Die Jury, zu der sieben Mitglieder des Vereins und der Kulturkoordinator der Gemeinde Zetel, Iko Chmielwski, gehören, hat die Auswahl getroffen.

Rebecca Blöcher erstellt Kurzfilme, die sich zwischen Animations- und Experimentalfilm bewegen. Während der Kunstwoche setzt sich mit der „verloren gegangenen Naturverbundenheit der Menschen“ im Umfeld des Neuenburger Urwaldes auseinander.

Kerstin Gramberg widmet sich dem Wattenmeer am Jadebusen. In ihrem Film wird das Wechselspiel der Gezeiten, das der Wattenboden mit seiner typischen Oberfläche aus Sandwellen und Rinnsalen aufzeigt, zu einem neuen experimentellen Raum umgestaltet. 

Einer Naturerscheinung widmet sich auch Lisa Haselbek. Ihr Thema ist der Wind. In Neuenburg filmt sie vom Wind bewegte Objekte, um daraus eine interaktive Videocollage zu schaffen. In Form von stilisierten Blättern bilden einzelne Filmsequenzen eine Blüte, deren Form gleichzeitig an ein Windrad erinnert.

Nanja Heid nimmt den Ort Neuenburg vielmehr mikroskopisch auf. Ausgerüstet mit Kamera und Aufnahmegerät, sammelt sie bei ihrer Erkundungstour Motive, Geräusche und Klänge, aus denen ein abstrakter Klang-Film entstehen soll. Indem sie Bildfragmente und Nahsichten collageartig zusammensetzt, geht es ihr nicht um Wiedererkennung der Dinge, sondern um neue Betrachtungsweisen.

Angelika Haak greift mit ihrer Videoarbeit „L‘Inconnue de la Seine“ eine alte Legende auf. Übersetzt bedeutet der Titel „Die Unbekannte aus der Seine“. Als um 1900 in Paris die Leiche einer unbekannten Frau aus der Seine geborgen wurde, war ein Pathologe der Leichenschauhalle von ihrer Schönheit so fasziniert, dass er eine Totenmaske anfertigen ließ. In den folgenden Jahrzehnten wurde die schöne Unbekannte für Künstler, Dichter und Schriftsteller zur Muse. Angelika Haak befragt den Mythos neu. In Form und Bewegung einer Tintenwolke in Wasser wird die Maske der Unbekannten von einem sich wandelnden Porträt überlagert. Das idealisierte Frauenbildnis wird mit realen Gesichtszügen von Frauen unterschiedlicher Ethnie, verschiedenen Alters und emotionalem Ausdruck konfrontiert.

Die Arbeitsergebnisse der Künstlerinnen werden in der Abschlusspräsentation am Samstag, 27. Juni, ab 17.30 Uhr und am Sonntag, 28. Juni, ab 14.30 Uhr im Vereenshuus Neuenburg in der Urwaldstraße 37 der Öffentlichkeit vorgestellt. Diese Planungen stehen unter dem Vorbehalt der dann aktuellen Allgemeinverordnung zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Andernfalls werden die Arbeitsergebnisse auf der Webseite des Kunstvereins präsentiert: www.kunstverein-bahner.de