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Alle Jahre wieder – Literarischer Advent im Wilhelm 13
Die Oldenburger Schriftsteller Bernd Eilert und Klaus Modick machten schon jetzt ein Türchen auf – und das führte in die Welt des dänischen Schriftstellers Herman Bang. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter des literarischen Impressionismus. 1857 wurde Bang als Pfarrerssohn auf der Insel Alsen geboren. Nach einem abgebrochenen Jurastudium und dem Versuch, Schauspieler zu werden, war sein Start ins literarische Leben furios. Schon mit Mitte Zwanzig hatte er unzählige Feuilletons und Bücher veröffentlicht. Gleichzeitig lieferte er von Beginn an Skandale. Sein exaltierter Debutroman „Hoffnungslose Geschlechter“ wurde gleich nach Erscheinen beschlagnahmt.
Bang war ein Dandy, machte aus seiner Homosexualität kein Geheimnis und inszenierte sich als Gesamtkunstwerk. Erst 54 Jahre alt, erlitt er auf einer Vortragsreise durch die USA einen Schlaganfall und starb in einer Klinik in Utah. „Den literarischen Advent veranstalten wir seit 2017. Gegen die Kurzlebigkeit des Buchmarktes setzt das Format auf die beständige Qualität von Büchern und Werken. Deshalb werden – anders als in unserem Programm sonst üblich – keine aktuellen Neuerscheinungen vorgestellt. Wir möchten vielmehr Schriftsteller in Erinnerung rufen, die dabei sind, in Vergessenheit zu geraten. Zu jedem literarischen Advent laden wir einen prominenten Gast aus dem Kulturbereich ein, der mit Bernd Eilert und Klaus Modick über den im Mittelpunkt stehenden Schriftsteller diskutiert“, so Monika Eden, Leiterin des Oldenburger Kulturbüros. In diesem Jahr ist es der Rechtsanwalt, Herausgeber und Autor Joachim Kersten. 2009 veröffentlichte er „Herman Bang. Eines Dichters letzte Reise“. Darin kombiniert Kersten die letzte Erzählung von Bang mit Erzählungen von Klaus Mann und Friedrich Sieburg, die sich ihrerseits vom Tod des dänischen Autors haben inspirieren lassen. Im zweiten Teil des Abends empfahlen Joachim Kersten, Klaus Modick und Bernd Eilert je ein Buch ihrer eigenen Wahl, dem sie viele Leser wünschen. Bernd Eilert gab einen Einblick in Oscar Wildes „De profundis“. Wilde schrieb den Text während seiner Inhaftierung als offenen Brief zwischen 1895 und 1897. Er war damals wegen "Unzucht", denn damals standen homosexuelle Kontakte unter Strafe, zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Gerichtet ist der Brief an seinen früheren Freund und Liebhaber Lord Alfred Bruce Douglas. Der Gast des Abends, Joachim Kersten, erzählte über „Seelandschaft mit Pocahontas“ von Arno Schmidt. Dessen Liebesgeschichte schildert eine Begegnung eines Ich-Erzählers während eines Kurzurlaubs am Dümmer, also im Oldenburger Land. Klaus Modicks Tipp ist der Roman „Dumala“ von Eduard von Keyserling. 1908 erstmals in einer Literaturzeitschrift des Fischer Verlags abgedruckt, feiert von Keyserlings Schlossgeschichte über den sukzessiven Niedergang des Landadels eine Renaissance. Gerade ist „Dumala“ im Manesse Verlag neu erschienen.