Experimentell wie nie zuvor

Ausstellung zur zeitgenössischen Zeichnung in Delmenhorst

Die Städtische Galerie Delmenhorst hat in den vergangenen zwanzig Jahren eine Sammlung zeitgenössischer Zeichnung und Fotografie zusammengetragen. In einer anregenden Ausstellung stellte sie vom 5. Oktober bis zum 1. November über hundert Arbeiten daraus erstmals der Öffentlichkeit vor. Eine Reihe illustrer Namen war dabei zu finden - angefangen von Karin Kneffel, der international bestens renommierten Malerin, über Neo Rauch, den Star der Leipziger Schule, bis zur Klangkünstlerin Christina Kubisch.

Die Schau war auch ein lehrreicher Überblick, wie vielfältig und experimentell Zeichnung heute ist. Künstler arbeiten längst nicht mehr nur mit Bleistift, Tuschpinsel, Pastellkreide, Kohle oder Feder. Sie nutzen Filzstift, Fineliner und Kugelschreiber, lassen selbst den Computer zum Zeichengerät werden. Und sie setzen die künstlerischen Medien gleichberechtigt ein. So kommt es zu Mischformen mit Comic, Fotografie und Malerei, Vernetzungen mit Raumkonzepten, Bildhauerei und Performance, zum Zusammenspiel mit Video und Design sowie zu technischen Verfahren, die zu überraschenden Ergebnissen führen.

An der Zeichnung, das zeigte die Delmenhorster Schau, lassen sich die Perspektiven der gegenwärtigen Kunst ablesen. Viele Künstler befassen sich konzentriert mit diesem Medium, parallel zu anderen künstlerischen Ausdrucksformen. Manche haben es sogar zu ihrem einzigen Aktionsfeld erkoren. Zum Beispiel der Niederländer Marcel van Eeden, der, wie unter manischem Zwang stehend, täglich eine Kohlezeichnung anfertigt – nach Bildern aus Illustrierten, Zeitungen, Spielfilmen, Werbung oder etwa Kunstkatalogen, sämtliche aus der Zeit vor 1965 – seinem Geburtsjahr.

Weitere Informationen:
staedtische-galerie-delmenhorst.de.