Förder-Projekte
Dresden als Kontrastprogramm
Franz-Radziwill-Haus Dangast
Von November 1927 bis März 1928 nahm Franz Radziwill mit seiner Frau Urlaub vom Alltag in Dangast. Er verbrachte vier Monate in Dresden – abgesichert durch ein privates Stipendium Hamburger Kaufleute. Die Dresdener Monate mit ihren Erlebnissen und Eindrücken hinterließen in seinem Werk deutliche Spuren. Den vor Ort und auch im Nachhinein entstandenen Ölgemälden, Aquarellen und Zeichnungen schreiben Kunsthistoriker eine Sonderstellung im künstlerischen Schaffen Radziwills zu. Bisher wurde der Werkkomplex kaum beachtet oder erforscht. Das holt die Ausstellung "Franz Radziwill in Dresden 1927 - 28. Begegnung mit Otto Dix und der deutschen Romantik" nach (12. März 2006 bis 7. Januar 2007).
Radziwill hatte seinen Ausflug in die Kunstmetropole an der Elbe sehr genau geplant und durchdacht. Er sollte ihm neue Seh-Erlebnisse und Eindrücke bringen.
So suchte er in den Museen die Begegnung mit der Landschaftsmalerei der Romantik, mit Caspar David Friedrich etwa oder mit Carl Blechen. Und deshalb erkundete er das Umland, die sächsische Schweiz, um die Berglandschaften auch in der Realität und nicht nur auf den romantischen Bildern zu erleben. Nicht zuletzt aber wollte er von dem berühmt gewordenen Otto Dix lernen, der an der Dresdener Kunstakademie lehrte. Der 32-jährige Radziwill arbeitete bei ihm im Atelier, setzte sich mit seiner realistischen Malerei und mit der sozialkritischen Seite der "Neuen Sachlichkeit" in der Malerei auseinander und ließ sich wieder zur Porträtmalerei anregen. Der Akademieprofessor Dix seinerseits porträtierte den jungen Malerkollegen aus dem Oldenburgischen, der in diesen Wochen weiter am Ausstellungsbetrieb teilnahm, in Leipzig und Chemnitz etwa.
Die Ausstellung bietet überraschende neue Eindrücke. Denn Radziwill, so Petra Kemmler, Kuratorin der Ausstellung, eiferte nicht den Romantikern nach, sondern "er stellt die Wirklichkeit in wunderbaren Farbharmonien und Kompositionen dar, detailreich wie es seine Eigenart gewesen ist. Er verklärt die Wirklichkeit nicht, überhöht sie nicht, zeigt sie dennoch mit der Faszination für die Natur als erhaltenswerten Lebensraum für den Menschen."