Gezeitenkonzert auf Gut Horn

Vor dem Hintergrund des Angriffs auf Israel durch die Hamas im vergangenen Jahr und des in der Folge neu aufgeflammten Konflikts im Gaza-Streifen lag der Schwerpunkt bei diesem Konzert auf jüdischer Musik. Bestritten wurde es von drei höchst virtuosen jungen Musikern, die dem Gezeiten-Publikum teilweise schon bekannt waren und mit enormer Spielfreude aufwarteten. Der Pianist Frank Dupree war in den beiden vergangenen Jahren jeweils mit Musik von Nikolai Kapustin zu Gast, letztes Jahr etwa beim umjubelten Schlusskonzert. Der spanische Klarinettist Pablo Barragán begeisterte schon bei einem von Viviane Hagners Krzyzowa-Music-Gastspielen. Erstmals bei den Gezeiten-konzerten konnte hingegen der Violin-Shootingstar Noa Wildschut erlebt werden. „Wild, wilder, Wildschut“, titelte der Donaukurier über die junge Niederländerin, die schon mit sechs Jahren auf der Bühne stand, mit neun den ersten Preis beim Louis-Spohr-Wettbewerb in Weimar gewann, mit 15 ihre erste CD veröffentlichte und seitdem ihre Karriere stetig ausbauen konnte.

In dieser außergewöhnlichen Trio-Besetzung mit Klarinette und Klavier präsentierten Wild-schut, Barragan und Dupree ein dezidiert jüdisches Programm des 20. Jahrhunderts und setzten sich angesichts des Nahost-Konflikts und dem wieder deutlich zutage tretenden Antisemitismus für die Sichtbarmachung der reichen jüdischen Kultur ein. Im Zentrum stand der israelische Komponist Paul Ben-Haim, darüber hinaus erklangen Werke der jüdischen Komponisten Paul Schoenfield, Ernest Bloch oder Claude Vivier. Besonders Bloch komponierte mit dem expliziten Anspruch, eine jüdische Musik zu schaffen, was sich auch im Titel des Werkes „From Jewish Life“ widerspiegelt, aus dem hier ein instrumentales Gebet zu hören war. Die folkloristisch geprägten Werke Bela Bartoks gaben dem Konzert eine reizvolle Klammer und illustrierten die enge Verwandtschaft der jüdischen mit der osteuropäischen Musik. Das Publikum zeigte sich begeistert und durfte sich über zwei wunderbare Zugaben freuen, bevor es nach diesem beeindruckenden Konzert auf den Heimweg ging.

 

PROGRAMM

Béla Bartók (1881-1945)

Kontraste für Violine, Klarinette und Klavier Sz 111

Paul Schoenfield (*1947)

Trio für Klarinette, Violine und Klavier

Paul Ben-Haim (1897-1984)

aus: Sonate für Violine solo G-Dur op. 44

Lento e sotto voce

Claude Vivier (1948-1983)

Pièce pour violon et clarinette

Paul Ben-Haim Berceuse sfaradite

Ernest Bloch (1880-1959)

aus: From Jewish Life

Prayer (arr. für Violine, Klarinette und Klavier von Thomas Beijer)

Béla Bartók

Rumänische Volkstänze Sz 56 (arr. für Klarinette und Klavier von Jonas Dominique und arr. für Violine und Klavier von Zoltán Székely) 

Noa Wildschut (Violine)

Pablo Barragán (Klarinette)

Frank Dupree (Klavier)

 

Und wie immer bot das malerische Ambiente des Gut Horn in Gristede inmitten des idyllischen Parks eine traumhafte Kulisse für diesen wunderbaren Konzertabend! Die Geschichte von Gut Horn reicht bis in das 13. Jahrhundert zurück. Begründet im Jahr 1247 als Minesterialenburg Horn, hat sich das Areal stetig weiterentwickelt. 1914 wurde das Herrenhaus aufgestockt und erhält seine noch heute vorhandene Architektur. 

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Foto: Karlheinz Krämer