Literarischer Advent 2023: Unterhaltsame Gesprächsrunde zu Elizabeth von Arnim

Kennzeichnend für die Veranstaltungen des Oldenburger Literaturhauses sind die auf seiner Bühne im Wilhelm13 geführten Gespräche. Das gilt auch für den jährlich durchgeführten Literarischen Advent. Die Oldenburger Autoren Klaus Modick und Bernd Eilert, die das vorweihnachtliche Literaturformat gemeinsam mit dem Literaturhaus präsentieren, sprechen an diesem besonderen Veranstaltungsabend aber nicht über ihre eigenen Veröffentlichungen.

Sie äußern sich auch nicht zu aktuellen literarischen Neuerscheinungen anderer Autoren. Im Mittelpunkt steht vielmehr jedes Mal das vor längerer Zeit publizierte Werk eines Schriftstellers, das in Vergessenheit zu geraten droht oder nie die ihm gebührende Aufmerksamkeit erfuhr. Beim Literarischen Advent betonen Eilert, Modick und Literaturhaus die beständige Qualität von Büchern und Werken. Damit setzen sie ein Signal gegen die Kurzlebigkeit des Buchmarktes, der Neuerscheinungen in aller Regel nur ein halbes Jahr Aufmerksamkeit gewährt. Nach sechs Monaten verschwinden sie aus den Regalen der Buchhandlungen, um den Veröffentlichungen der nächsten Saison Platz zu machen.

Der Literarische Advent verweist also durch die Auswahl der vorgestellten Schriftsteller in die Vergangenheit. Der Blick der Akteure des Veranstaltungsformats richtet sich aber auch auf das bevorstehende Weihnachtsfest: Die in launiger Gesprächsrunde vorgestellten literarischen Titel sollen als Lese- und Geschenkempfehlungen verstanden werden. Damit aus dem Team Eilert und Modick eine Gesprächsrunde werden kann, kommt zu jeder Veranstaltung ein prominenter Gast aus dem Kulturbereich hinzu. Am 6. Dezember 2023 war es die Literaturkritikerin und Journalistin Sandra Kegel, die Ressortleiterin des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist.

Alle drei hatten sich im Vorfeld mit der Schriftstellerin Elizabeth von Arnim beschäftigt, welcher der Literarische Advent 2023 gewidmet war. Sie galt als eine der amüsantesten und geistreichsten Frauen ihrer Generation. Mit über zwanzig veröffentlichten Romanen gehörte sie zudem zu den meistgelesenen Autorinnen ihrer Zeit. Die als Mary Anette Beauchamp am 30. August 1866 bei Sydney geborene Elizabeth wuchs in England auf. Sie war eine Cousine von Katherine Mansfield, mit der sie in späteren Jahren auch eine enge Freundschaft verband. Mit 24 Jahren heiratete Elizabeth den preußischen Grafen Henning August von Arnim-Schlagenthin. Auf dem Familiengut Nassenheide in Pommern entstand ihr erster Roman Elizabeth und ihr Garten (1898). 1908 trennte sich das Ehepaar, und Elizabeth von Arnim kehrte mit den Kindern nach England zurück. Die darauffolgenden Jahre bis 1913 verbrachte sie meist in der Schweiz und in Großbritannien an der Seite von Herbert George Wells. Eine 1916 mit Frank Russell geschlossene Ehe dauerte bis 1919. Die Schriftstellerin lebte fortan in Großbritannien, Italien und schließlich in Südfrankreich; 1939 emigrierte sie in die USA. Sie starb am 9. Februar 1941 in Charleston / South Carolina.

Drei der vielen Romane Elizabeth von Arnims wurden beim Literarischen Advent genauer vorgestellt: In Vera geht die Schriftstellerin hart mit der Institution der Ehe ins Gericht und zieht respektlos und humorvoll über Ehemänner her. In ihrem bekanntesten und erfolgreichsten Buch Verzauberter April lässt sie vier englische Damen dem trüben Londoner Alltag entfliehen und gemeinsam nach Italien reisen. Mit ihrem Roman Die Reisegesellschaft erschuf sie das Prachtexemplar eines männlichen Chauvinisten der Jahrhundertwende. Kegel, Modick und Eilert waren sich einig, dass von Arnim wegen ihres zeitlosen Humors und ihrer schonungslosen Ironie auch heute noch als Garantin für beste Unterhaltung gelten darf.

Am Ende des lockeren und bewusst nicht streng literaturwissenschaftlich ausgerichteten Gesprächs über Werk, Leben und Wirkung Elizabeth von Arnims sprachen Klaus Modick, Bernd Eilert und Sandra Kegel noch drei individuelle Literaturtipps aus: Sandra Kegel empfahl Katherine Mansfields unter dem Titel Die Gartenparty veröffentlichte Erzählungen, mit denen sich die Schriftstellerin als Meisterin der modernen Short Story erweist. Bernd Eilert legte den Besuchern der Veranstaltung Daphne du Mauriers Roman Rebecca zur Lektüre nahe. Er gilt als ihr berühmtester Roman, war bereits bei seinem Erscheinen 1938 ein Bestseller und wurde mehrfach verfilmt. Klaus Modick schließlich sprach sich für Heinrich Manns Roman Der Untertan aus. „Heinrich Mann schuf mit seinem Roman das epochale Porträt des deutschen Opportunisten und zugleich das unübertroffene Sittengemälde der spätwilhelminischen Gesellschaft, die erst den Weltkrieg herbeijubelte und dann im Schützengraben unterging“, heißt es zu einer 2021 im Insel Verlag erschienenen Ausgabe des Buches.

Der zur Veranstaltung von der Buchhandlung Brader bereitgestellte Büchertisch bot nicht nur diese drei Leseempfehlungen, sondern auch die Bücher Elizabeth von Arnims zum Kauf an, die im ersten Teil des Literaturabends vorgestellt wurden. Das Literaturhaus verabschiedete sich mit dem von der Kulturstiftung der Öffentlichen Oldenburg geförderten Gesprächsabend in die Weihnachtspause. Passende Buchtipps für lange Leseabende und Geschenkempfehlungen sollten bei der Vielzahl der vorgestellten Titel für alle Besucher dabei gewesen sein.

Monika Eden (als Gastautorin)