World Press Photo 2022

Die weltbesten Pressefotos gastieren zum achten Mal im Oldenburger Schloss

Nur noch diese Woche ist die beliebte World Press Photo Ausstellung im Oldenburger Schloss zu sehen. Die Ausstellungstournee mit rund 150 preisgekrönten Aufnahmen reiste durch rund 100 Standorte und endet dieses Jahr im Herzen Oldenburgs. Bereits 1955 von der „Niederländischen Vereinigung für Fotoreporter“ ins Leben gerufen und heute einer der wichtigsten Wettbewerbe für Pressefotografie, gibt „World Press Photo“ jedes Jahr wieder den kleinen und großen Geschichten ein Gesicht und zeigt die Umstände, unter denen wir Menschen leben.

Rote Kleider und Hemden hängen auf schlichten Holzkreuzen inmitten einer wild bewachsenen Wiese. Der Himmel ist dunkel und bewölkt. Links bahnt sich ein strahlender Regenbogen seinen Weg durch die dichten Wolken. Das Pressefoto des Jahres 2022 stammt von der Fotografin Amber Bracken und zeigt die Gedenkstätte in der Provinz British Columbia am Rande des Highways. Mit diesem Foto, das für die New York Times entstand, ehrte die Jury erstmals seit 1955 eine Arbeit, die keine Menschen zeigt. Die schlichte Gedenkstätte erinnert an das grausame Schicksal von 215 indigenen Kindern, deren an einem anonymen Massengrab verscharrte sterbliche Überreste in der westkanadischen Stadt Kamloops entdeckt worden waren. Bis ins 20. Jahrhundert hinein sollte ihnen und vielen weiteren in Internaten wie der „Kamloops Indian Residential School“ eine vermeintlich „zivilisierte“ Lebensweise beigebracht werden - oft durch massive physische und psychische Gewalt. Insgesamt starben mehr als 4.000 Mädchen und Jungen an den Folgen von Misshandlungen, Vernachlässigung, Krankheit oder Unfall. Ihre Gräber wurden erst vor kurzem bei Bodenuntersuchungen entdeckt. Bis dahin war ihr Verschwinden ungeklärt.

Bei der 65. Preisverleihung überrascht der Wettbewerb mit einigen Neuerungen: Anders als in den Vorjahren entschieden zunächst sechs Regionaljurys über die Aufnahmen aus Asien, Afrika, Europa, Nordamerika, Mittel- und Südamerika sowie Südostasien und Ozeanien. Erst danach wählte ein weiteres Gremium die besten Beiträge in den Kategorien Einzelbild, Serie, Langzeitprojekt und offenes Format. „So soll dem Übergewicht an Gewinnerbildern aus Nordamerika und Europa entgegengewirkt werden“, erläuterte der Projektleiter Claus Spitzer-Ewersmann das neue Konzept. Die Besucherinnen und Besucher können so eine größere Vielfalt an Themen aus aller Welt bestaunen. Außerdem gibt es erstmals einen Audioguide zur Ausstellung, der über das eigene Smartphone genutzt werden kann. Die Erläuterungen zu allen Fotografien, hat das Team um Spitzer-Ewersmann selbst eingesprochen. Für gehörlose Menschen ist bei zwei Führungen eine Gebärdendolmetscherin anwesend, die alle Informationen weitergeben kann. Ebenfalls neu ist die Zusammenarbeit mit der VHS. Zusammen wurde ein Workshopangebot organisiert, das durch die bewährte Mischung aus Filmvorführungen, Sonntagsmatineen, einer Podiumsdiskussion und verschiedenen Vorträgen überzeugt. Gefördert wurde die World Press Photo Ausstellung 2022 neben dem Hauptförderer OLB-Stiftung unter anderem von der Kulturstiftung Öffentliche Oldenburg.

Ergänzend zu den ausgezeichneten Pressefotos des Jahres 2022 ist in Kooperation mit der weltweiten Initiative „The Everyday Projects“ exklusiv für Oldenburg eine Sonderschau entstanden. Zu sehen sind 50 Aufnahmen, in denen sich sechs Fotografinnen und Fotografen mit der zunehmenden Gefährdung von Wildtierarten durch den Menschen beschäftigen. Entstanden sind beispielsweise Fotografien von südostasiatischen Affenarten in Gefangenschaft und Gepardenjungen, die als Haustiere in die Emirate verkauft wurden. Die Teilnehmenden stammen unter anderem aus Uganda, Indonesien, Kolumbien und den USA.

Schloss Oldenburg
Schlossplatz 1
26122 Oldenburg

 

11. März bis 2. April 2023

Di, Mi, Sa, So 10-18 Uhr
Do und Fr 11-20 Uhr

 

001 World Press Photo of the Year: Amber Bracken for The New York Times
002 World Press Photo Long-Term Project Award: Lalo de Almeida for Folha de São Paulo
003 World Press Photo Open Format Award: Isadora Romero