Ein digitales Archiv für die Gedenkstätte Wehnen

Die Gedenk- und Dokumentationsstätte Wehnen erinnert an die grausamen Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus. Zwischen 1936 und 1947 starben in der Heil- und Pflegeanstalt Wehnen mehr als 1500 Menschen an den Folgen des Hungers. Seit nun mehr als 18 Jahren ist die Gedenkstätte in der Alten Pathologie auf dem Gelände der Karl-Jaspers-Klinik im Bad Zwischenahner Ortsteil Wehnen in Betrieb. Mit seiner Eröffnung im Jahr 2004 schufen die Angehörigen der Opfer, die sich im Gedenkkreis Wehnen e.V. zusammenfanden, einen Ort für die private Trauer und ein Zentrum für die Dokumentation der historischen Ereignisse.
In dieser Zeit hat sich eine umfangreiche Sammlung gebildet, die aus Krankenakten, mehreren Zettelkästen und einer Literatursammlung besteht. Das Pilotprojekt „Digitales Archiv“ will nun alle Opfer der Krankenmorde im Raum Oldenburg digital erfassen und damit für die Zukunft sichern. Bereits seit Anfang Juli werden zunächst alle Patientendaten der rund 1600 Todesfälle in Wehnen und dem Gertrudenheim/Kloster Blankenburg erfasst. Diese Grundlage für das digitale Archiv legt die wissenschaftliche Mitarbeiterin Lena Herrmann, die für ein Jahr eine eigens geschaffene halbe Stelle besetzt. Mithilfe einer Archivierungssoftware und eines Schnellscanners erfasst und ordnet sie jedes Dokument zu. Dies erleichtert in Zukunft die Bearbeitung von Anfragen der Familienmitglieder, die etwas über das Schicksal ihrer Verwandten erfahren möchten. Fast wöchentlich gibt es neue Anfragen von Familien, die der Gedenkstätte Fotos oder Dokumente zur Verfügung stellen und so die Sammlung weiterwachsen lassen.
Ziel des Projektes ist die Erfassung, Systematisierung und Erschließung aller Daten der Gedenkstätte in einer digitalen Struktur. Von diesem großen Entwicklungsschritt soll vor allem die Aufklärungsarbeit profitieren, die damit in das digitale Zeitalter überführt werden kann. Vor der Pandemie besuchten jährlich rund 100 Gruppen die Gedenkstätte Wehnen. Ermöglicht wird dieses Projekt durch die finanzielle Unterstützung der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, der Erwin-Roeske-Stiftung Bad Zwischenahn, der Kulturstiftung Öffentliche Oldenburg, des Oldenburger Energierats, der EWE-Stiftung und der LzO.