Dammer Domfestspiele

„Vom Jungen, der Hitlers Pläne durchkreuzte“

Cloppenburg am 25. November  1936 – die Nazis hatten die Entfernung aller religiösen Zeichen aus den staatlichen Gebäuden angeordnet. Der Protest der Katholiken in Südoldenburg ging als „Kreuzkampf“ in die Geschichte ein. Jetzt ist das Ereignis Thema einer neuen Inszenierung des Theaters Dammer Berge.

„Rund 7.000 Katholiken haben sich damals in der Münsterlandhalle versammelt, teilweise waren sie sogar mit Forken und Spaten bewaffnet“, erläutert Bernd Kessens, der das Theaterstück geschrieben hat. Er weiß, dass der „Kreuzkampf“ im kollektiven Gedächtnis der katholischen Bevölkerung nicht vergessen ist. „Ich kenne viele Menschen, deren Eltern oder Großeltern an dem Protest aktiv teilgenommen haben. Auch mein Vater ist dabei gewesen“, so Kessens. Anlass des Aufruhrs war der Erlass des oldenburgischen Ministers der Kirchen und Schulen, Julius Pauly, wenige Wochen zuvor. Am 4. November 1936 hatte Pauly verordnet, dass jegliche Kruzifixe und Lutherbilder aus allen staatlichen Gebäuden und damit auch den Schulen zu entfernen seien – ein Affront vor allem gegen das stark katholisch geprägte Oldenburger Münsterland. Die Stimmung war so hochexplosiv, dass NSDAP-Gauleiter Carl Röver vor der aufgebrachten Menge kapitulieren musste. Am Ende der Versammlung nahm selbiger den Erlass zurück: Die Kreuze in den Schulen durften bleiben. Die Geschlossenheit von Klerus und Bevölkerung hatte gesiegt, die Nazis hatten eine herbe Niederlage einzustecken. 

Das Geschehnis in der Münsterlandhalle kam jedoch nicht von ungefähr. Der Versammlung ging voraus, dass sich die Gläubigen bereits über Wochen gegen die Nazis formiert hatten. Sogar unter den Nazis gab es Widerstand gegen die Entfernung der Kreuze. So entstand ein geschlossenes Netzwerk, das sich in Zahlen aus tausenden Teilnehmern zusammensetzte. Der daraus resultierende Volksaufstand zeigt exemplarisch, wie die katholische Opposition im Münsterland während des „Dritten Reichs“ erfolgreich organisiert werden konnte. 

Das Theaterstück setzt in der Zeit nach der Machtergreifung Hitlers an, als jegliche Verbände von den Nationalsozialisten gleichgeschaltet wurden. Im Zentrum der Inszenierung steht eine kleine Volksschule, deren Kollegium durch die Nazis streng kontrolliert wird. Hier treffen sich der titelgebende „Junge, der Hitlers Pläne durchkreuzte“ und die junge Lehrerin Klara Spille, die sich nach außen hin als Nationalsozialisten tarnen mussten. Nicht zuletzt spielt auch der „Swing“ eine Rolle. 

Aufgeführt wird das Stück open-air vor der Dammer Domfassade. „Rund 30 Schauspielerinnen und Schauspieler kommen auf die Bühne. Der jüngste 15, der älteste über 70 Jahre alt“, so der Theatermacher. Gleichzeitig sind 30 Techniker beteiligt, die Licht, Ton und vielerlei Effekte beherrschen. Die Dramaturgie wird durch den Auftritt eines 75-köpfigen Chors noch gesteigert. Am 15. September findet die Premiere statt. 

Der in Damme ansässige Bernd Kessens, Jahrgang 1948, schrieb nach seiner Laufbahn als Lehrer mehrere Romane mit historischen und modernen Themen und ist ebenso als Autor von Theaterstücken wie „Die Räuber vom Mordkuhlenberg“ oder „Romeo und Julia in den Dammer Bergen“ bekannt geworden. 

Aufgeführt werden die Dammer Domfestspiele „Vom Jungen, der Hitlers Pläne durchkreuzte“ in der Zeit vom 15. bis 25. September 2022

Weitere Informationen unter: www.theater-dammer-berge.de