Elisabeth und Friedrich August von Oldenburg

„Eine verunglückte Ehe“

Der Himmel hängt voller Geigen, Herzen werden in Parkbänke geschnitzt und goldene Ringe ausgetauscht. Doch Liebe ist unberechenbar. Aktuell liegt die Scheidungsstatistik in Deutschland bei rund 40 Prozent bei einer durchschnittlichen Ehedauer von 15 Jahren. Mediatoren, Familientherapeuten und Gerichte klären Sorgerechtsfragen. Ganz anders spielte sich die Sache am Oldenburger Hof ab. 

Im Hochadel spielte die Liebe eine untergeordnete Rolle. Hochzeiten wurden gemeinhin arrangiert. Oberstes Kriterium war die Ebenbürtigkeit der künftigen Eheleute. Man hatte standesgemäß zu heiraten. Mitunter kannten sich Mann und Frau sogar kaum, wenn Sie vor den Traualter traten. Die Braut hatte dabei noch eine weitere Bürde zu tragen. Von ihr wurde erwartet, dass sie dem Herrscher einen männlichen Thronfolger schenkt. 

So auch in Oldenburg am Ende des 19. Jahrhunderts. Nach langjähriger Ehe mit der Preußenprinzessin Elisabeth-Anna war der Erbgroßherzog Friedrich August im Jahr 1895 Witwer geworden. Seine Trauer war umso größer, weil sie ihm keinen Stammhalter hinterlassen hatte. Einzig eine Tochter, Sophie Charlotte, ging aus der Ehe hervor. Folglich suchte Friedrich August, inzwischen 43 Jahre alt, eine Gemahlin im gebärfähigen Alter. In der 17 Jahre jüngeren Elisabeth von Mecklenburg, einer Tochter des Großherzogs Friedrich Franz II von Mecklenburg, fand er seine zweite Frau. Und seine Hoffnungen wurden erhört. Nach der Heirat am 24. Oktober 1896 gebar sie dem Großherzogtum am 10. August 1897 den Thronfolger Nikolaus. Es folgten noch zwei Töchter. 

Elisabeth hatte damit ihre Aufgabe erfüllt und wurde fortan von ihrem Gatten nicht mehr beachtet. Sie hatte eine Affäre, wollte Friedrich August sogar verlassen, doch Trennung kam für ihn nicht in Frage. Statt sie gehen zu lassen, ließ der Großherzog seine Frau in eine Klinik einweisen und untersagte ihr den Kontakt zu den Kindern. Schwerwiegende dynastische und politische Verwerfungen zwischen den beteiligten Fürstenhäusern sollten folgen. 

Die Aufführung „Elisabeth und Friedrich August“ zeichnet Szenen dieser Ehe nach, die weit über die Grenzen des Oldenburger Hofes hinaus wirkten. Autor des Stücks ist Thomas Kossendey, der sich bereits vor zehn Jahren mit Elisabeths Tagebüchern befasste. Sie waren Teil eines Buches, das die Oldenburgische Landschaft 2012 über die herzogliche Reise nach Konstantinopel veröffentlicht hat. Kossendey war von 2011 bis 2019 Präsident der Oldenburgischen Landschaft. „In diesem Zusammenhang habe ich dann Recherchen unternommen“, berichtet Kossendey, der hauptberuflich bis 2013 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung war. „So bin ich auf die Berichte des preußischen Gesandten in Oldenburg an das Auswärtige Amt in Berlin gestoßen. Dort wird einiges über die Reise, aber auch über familiäre Angelegenheiten der Herzoglichen Familie berichtet. Nach meiner Pensionierung habe ich diese Berichte intensiver studiert und insbesondere unter dem Aspekt der Rolle und Lebenssituation von Frauen in Fürstenfamilien zwischen Tradition und eigener Vorstellung untersucht. Als Quellen habe ich außerdem das Geheime Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin genutzt. Hinzu kamen die wissenschaftliche Literatur über die Beteiligten, Erinnerungen der Tochter Ingeborg Alix und selbstverständlich auch die Zeitungen der damaligen Epoche.“

Sylvia Meining wird Elisabeth die Stimme geben. „Die Monarchie, die schließlich erst 1918 abgeschafft wurde, hatte ihr ganz eigenes Hausrecht. Es ist schon dramatisch, dass August über seine Frau derart bestimmen konnte. In ihren Briefen bittet sie ihn, sie doch zu ihren Kindern zu lassen“, so die Schauspielerin. Ihr langjähriger Spielpartner Ulf Georges spricht Friedrich August. Das Stück, das im Elisabeth-Anna-Palais uraufgeführt wird, lädt zu einer Zeitreise ein, die durch die persönlichen Worte in den Briefen einen tiefen Einblick sowohl in das aristokratische Regelwerk als auch in die Gefühlswelten der Beteiligten bietet. 

Die Spielstätte ist authentisch. Das Elisabeth-Anna-Palais wurde von 1894 bis 1896 im Auftrag von Friedrich August für sich und seine Familie erbaut. Weil seine erste Frau Elisabeth Anna inmitten der Bauzeit starb, wurde ihr das Palais namentlich gewidmet. Friedrich August zog erst mit seiner zweiten Gemahlin Elisabeth Alexandrine Mathilde von Mecklenburg – so ihr voller Name – in die neue Residenz ein. 

Die szenische Lesung mit Sylvia Meining, Ulf Goerges und Thomas Kossendey wird am 29. Juli, 19 Uhr Elisabeth-Anna-Palais, Schlosswall 16, in Oldenburg uraufgeführt. 

Nähre Infos: kultursommer-oldenburg.de

 

Fotos:

Bei der Probe im Palais: v.l. Ulf Georges, Thomas Kossendey, Sylvia Meining (Foto Veranstalter)

Familienfoto v.l. Elisabeth, Tochter Altburg Marie Mathilde, Tochter Ingeborg Alix, Friedrich August, Sophie Charlotte, Tochter aus erster Ehe mit Erbprinz Nikolaus Friedrich Wilhelm von Oldenburg, (Foto Bildarchiv Old. Landschaft)