Nanne Meyer: ÜberAll

Neue Ausstellung im Horst-Janssen-Museum

Die Berliner Künstlerin Nanne Meyer hat das All zum zentralen Thema ihrer Arbeit gemacht. Über zwei Ausstellungsebenen hinweg präsentiert sie mit viele hundert Zeichnungen einen ganzen Kosmos ihres Schaffens. 

„Meine Herangehensweise, mich mit dem Universum zu befassen, ist eine eher assoziative, ich bin ja keine Wissenschaftlerin. Mich interessiert allerdings die Astrophysik“, so die Künstlerin, „schließlich sind wir alle ein Teil des Weltalls.“ Und so grenzenlos wie das All, so unerschöpflich erscheint ihre künstlerische Produktion zu diesem Thema – dem großen Ganzen, in dem unser menschliches Dasein eingebunden ist. Erst vor rund 500 Jahren haben wir begriffen, dass die Erde nicht im Mittelpunkt des Universums steht. Es war Kopernikus, der den Blick in die Galaxien öffnete.

Breites Spektrum von Ausdrucksmitteln

Nanne Meyer arbeitet auf Papier, sie zeichnet, tuscht, schafft Collagen, klebt ihre Bilder mitunter sogar auf Camembert-Schachteln. Die Titel ihrer Arbeiten lauten „Quantenschaum“, „DNA der Milchstraße“ oder „Klumpen und Globen“. Ihre Ausstellung im Horst Janssen Museum hat die Künstlerin selbst gestaltet. Mal stoßen großformatige, fulminante Blätter fast an die Decke, mal reihen sich kleine filigrane Zeichnungen still aneinander. In allen Werken ist der Mensch der Bezugspunkt, denn auch die Astrophysik – betont Nanne Meyer – ist und bleibt eine Wissenschaft, die aus menschlicher Perspektive ins All blickt. 

„In ihren Arbeiten steckt jedoch mehr als bloß der bewundernde Blick ins Weltall“, erläutert Museumsleiterin Dr. Jutta Moster-Hoos. Auch die Liebe zur Schrift spielt eine sichtbare Rolle, zum Beispiel in den Zeichnungen „Versteckte Texte“. Vom Weiten betrachtet scheint man in ferne Galaxien im schwarzen Nachthimmel zu blicken. In der Nahsicht entpuppen sich die Sterne als winzige Buchstaben, die mit weißem Stift gezeichnet auf schwarzem Grund verstreut sind.  Tatsächlich sind hier die Buchstaben aus vorsokratischen Schriften über das Weltbild versammelt. 

Vom Lexikon inspiriert

Nanne Meyer liest viel über das Universum und verfolgt die Vorstöße der Wissenschaft schon lange. Zur ihrer frühen Lektüre gehört „Meyers Handbuch über das Weltall“, ein Buch, das manche Leserinnen und Leser noch aus der Schulbibliothek kennen. Von 1960 bis in die 1980er Jahre war es das gängige Lexikon zur Annäherung an die Kosmologie. Den Buchtitel hat Nanne Meyer für ihren Ausstellungskatalog übernommen. „Ich bin froh, dass mir das Bibliografische Institut die Erlaubnis gegeben hat, mein eigenes Buch so nennen zu dürfen. Wenn man diesen Namen schon hat, bietet sich das an“, scherzt die 68-Jährige. Dass sie sich seit Jahrzehnten mit dem Universum beschäftigt, dokumentiert eine Auswahl ihrer Künstlerbücher. Diese enthalten summa summarum „rund zehn bis elftausend Zeichnungen“, so Nanne Meyer. Ein Dutzend Bücher aus dem Zeitraum 1986 bis 2021 liegt aufgeblättert in Vitrinen und lässt den Reichtum ihrer Ideen nur erahnen.

Künstlerische Verwandtschaft mit dem Hausherrn 

1953 in Hamburg geboren, lebt die Künstlerin heute in Berlin. Gegenüber der Vielfalt ihres Werkes erkennt man gleich in mehrerer Hinsicht eine Verwandtschaft zum Hausherren Horst Janssen (1929–1995). Gemein ist beiden die zeichnerische Experimentierfreude, das Faible für gebrauchte  und zweckentfremdeten Papieren, die Begeisterung für das Büchermachen und die Liebe zur Sprache als weiteres künstlerisches Ausdrucksmittel. 

 

Nähere Informationen unter horst-janssen-museum.de