Klimakunst

38. Neuenburger Kunstwoche startet am 21. Juni

Vom 21. bis 27. Juni 2021 lädt der Kunstverein „Bahner“ wieder zur Neuenburger Kunstwoche ein. Mit dem diesjährigen Thema „Klima“ soll die Veranstaltung Potenziale und Grenzen ausloten, um Menschen auf emotionaler Ebene für die aktuelle Klimadebatte zu sensibilisieren und gleichzeitig „Vorbild“ zu sein.

Aus über 80 Bewerbungen wurden von der Jury, bestehend aus Mitgliedern des Kunstvereins Bahner e.V. und dem Kulturkoordinator der Gemeinde Zetel, Iko Chmielewski, fünf Künstlerinnen und Künstler ausgewählt: Hella Meyer-Alber aus Göttingen, Gabriela Drees-Holz aus Korschenbroich, Eila Goldhahn aus Idar-Oberstein, Daniel Janzarik aus Nordhorn  und Katja Grohman aus Leipzig. Für die Zeit vom 21. bis 27. Juni 2021 erhalten die Teilnehmer ein Arbeitsstipendium in Neuenburg.

In der wachsenden Diskussion um den Klimawandel steht auch der Kunstbetrieb zunehmend in der Kritik. Denken wir an internationale Ausstellungen oder Kunstmessen, so werden abertausende Werke jährlich per Lastkraftwagen und Flugzeugen durch die Welt transportiert. Menschen reisen rund um den Globus, um berühmte Originale großer Künstler zu sehen. Nicht nur der ökologische Fußabdruck von Ausstellungen ist immens. In den  Museen und Kunsthallen verbrauchen die Klimaanlagen rund um die Uhr Unmengen von Energie. Oder wie es eine der Bewerbungen auf den Punkt bringt: „Die beste Möglichkeit, den C02-Ausstoß zu verringern, ist es, gar nicht erst an der Neuenburger Kunstwoche teilzunehmen.“ Das ist unbestritten eine mögliche Herangehensweisen. Mit welchen Ideen und Konzepten haben die Kunstschaffenden die Jury überzeugt?

Die Künstlerin Hella Meyer-Alber aus Göttingen nutzt für ihre Arbeit einen Findling aus der unmittelbaren Umgebung und das älteste Kunsthandwerk der Welt, die Steinbildhauerei. Sie wird klimaneutral mit dem Fahrrad anreisen und mit Muskelkraft den Findling in ein Kunstobjekt zum Thema Klimakunst verwandeln. Durch ihre Bildhauerarbeit wird sie dem Findling eine Oberfläche verleihen, die den Anschein erweckt, als ob der Stein durch den einsetzenden Klimawandel „Trockenrisse“ bekommt.

Gabriela Drees-Holz aus Korschenbroich arbeitet mit Einweg-Kaffee-Kapseln. Kaum ein Verpackungsmaterial schmeichelt dem Auge durch Form und schillernde Farbigkeit so sehr wie diese kleinen Aluminium-Kapseln. Wie vielen Menschen, sind auch Gabriela Drees-Holz die Auswirkungen der für die Produktion notwendigen Manganförderung auf Boden und Wasser bewusst. Persönlich bevorzugt sie fair gehandelten Kaffee, doch sie sammelt die leeren Kapseln als Rohstoff für ihre Arbeit und schenkt ihnen unter dem Arbeitstitel „Der Wolf im Schafspelz“ ein neues Leben als Kunstobjekt. Aus den glitzernden Kapseln formt sie das Abbild eines lebensgroßen Schafes, das seiner gefälligen Außenform das Auge des Betrachter täuscht und beim genaueren Hinschauen die im Werk enthaltene Kritik an der wasserintensiven und die Umwelt belastenden Aluminiumproduktion offenbart.

Als „Marticycle“ bezeichnet Eila Goldhahn ihre dreidimensionale Auseinandersetzung mit ausrangierten Federkernmatratzen und verortet damit ihre Kunst gleichzeitig in dem künstlerischen Bereich „Recycling“. Der in den Matratzen verborgene wertvolle Federkern ist für sie formbares, skulpturales Material. In einem spielerischen Arbeitsprozess erprobt die Künstlerin deren gestalterische Möglichkeiten der Wiederverwendung. So soll während der Neuenburger Kunstwoche eine ganze Serie von Reliefs, Objekten und Skulpturen in einer abstrakten, leichten und sinnlichen Formensprache entstehen.

Daniel Janzarik geht genau den umgekehrten weg. Durch den Prozess des „Downcycling“ wird er ein Auto seiner eigentlichen, hochtechnologischen Funktionalität berauben. Das „entkernte Fahrzeug" wird zur „Pflanzschale“ für einen Schattenspendenden Baum. In dieser Installation werden die gängigen Verhältnisse umgekehrt. Fortschritt und Technik bedienen sich nicht auf Kosten der Natur, sondern der Baum „bedient sich" in diesem Fall der Technik, um zu wachsen.

Ganz anders, nämlich tänzerisch setzt sich Katja Grohman mit der Klimakrise auseinander. Das Neuenburger Projekt verbindet Schlittschuhe, zeitgenössischen Tanz und einen Kunst-Eis-Block in einer work-in-progress-Performance. Die Performance wird foto- und videografisch durch eine Kamera aufgezeichnet.

Zusätzlich zu den fünf Gästen beteiligt sich die ortsansässige Designerin Aiske Schimmelpenning mit dem Projekt „Abwarten und Teetrinken“ im Außenbereich. In Ihrer Arbeit stellt sie zwei „Kleidungstücke“ dem Verfall anheim. Das erste „Kleidungsstück“ soll aus recycelten, kompostierbaren Materialien, das andere aus Kunststoffen hergestellt werden. Interessierte Gäste können dann über einen längeren Zeitraum den unterschiedlichen Verfall der verwendeten Materialien beobachten. Das Ergebnis soll die nachhaltige Belastung unserer Umwelt durch langlebigen Kunststoffmüll in den Fokus rücken und zu Diskussionen anregen.

In der Abschlusspräsentation am 26. und 27. Juni werden die Arbeitsergebnisse der Kunstwoche der Öffentlichkeit vorgestellt. Am Samstag ab 17.30 Uhr sowie Sonntag ab 14.30 Uhr machen die Künstlerinnen und Künstler ihre Werkstätten der Öffentlichkeit zugänglich und stehen interessierten Besuchern für Fragen zur Verfügung. Zusätzlich wird es ein attraktives Mitmachangebot und Rahmenprogramm geben.

 

Adresse

Vereenshuus Neuenburg, Urwaldstraße 37, Zetel

Weitere Informationen unter www.zetel.de/kultur-freizeit-touristik/kulturbuero/neuenburger-kunstwoche/