Förder-Projekte
Franz Radziwill - "Inszenierte Bildräume"
Ausstellung im Dangaster Künstlerhaus vom 31. März 2019 bis 12. Januar 2020
Die Bildräume des Malers Franz Radziwill besitzen nicht selten den Charakter einer Bühne. In seinem Werk verbindet er die klassischen Regeln des zentralperspektivischen Bildaufbaus mit surrealer Raumauflösung oder kulissenhafter Staffelung der Bildelemente. Rund 30 ausgewählte Leihgaben aus Privatsammlungen und Museen werden gezeigt. Die ausgestellten Landschaftsmotive, Interieurs und Stillleben stammen aus dem Zeitraum von 1920 bis 1971. Sie verdeutlichen, welche perspektivischen Methoden Radziwill nutzte, um auf der flachen Leinwand den Eindruck eines tiefen Bildraums zu erzeugen. Nach einem expressionistischen Frühwerk entstanden magische Bildwelten, die der Künstler schließlich mit einer eigenen Symbolik aufgeladen hat.
1895 an der Unterweser geboren und in Bremen aufgewachsen, siedelte Radziwill 1923 nach Dangast über. Die Anregungen für seine Landschaftsbilder und Stillleben fand er oft in seiner direkten Umgebung. So erzählen viele Werke auch ein Stück Zeitgeschichte. Das Ölbild "Die Dangaster Pferderennbahn" aus dem Jahr 1934 zeigt eine große Weide am Ufer des Jadebusens, auf der sich heute ein Campingplatz befindet. Bis in die 50er Jahre hinein fand dort alljährlich ein beliebtes Pferderennen statt. Radziwill schilderte das Landstück aus der Position eines Beobachters, der von einem leicht erhöhten Standpunkt vor dem Deich bis zum Horizont blicken kann. Die Idee für das eingangs beschriebene "Babschestillleben", 1952, fand Radziwill im Kinderzimmer seiner Tochter. "Babsche" war ihr Kosename.
Das Franz Radziwill Haus gehärt zu den wenigen Künstlerhäusern Europas, die noch im Originalzustand erhalten sind. Die Besichtigung des Wohnhauses mit dem großen Atelier vermittelt einen nachhaltigen Eindruck seiner faszinierenden Malerei. Radziwills Gemälde am Ort ihrer Entstehung zu betrachten, ist ein einzigartiges Erlebnis.
Die Ausstellung bildet den vierten Teil eines fünfteiligen Jubiläumsprojekts, das die Franz Radziwill Gesellschaft anlässlich des 125. Geburtstags Franz Radziwills im Jahr 2020 erarbeitet hat. Zum ersten Mal werden die formalen Bildstrategien und Kompositionsmittel untersucht, die für Radziwills Gemälde charakteristisch sind. Eine bühnenartige Raumkonstruktion und ein "inszeniertes" Bildgeschehen gehären zu den typischen Merkmalen seiner Kunst.
Begleitend zur Schau findet ein vielfältiges Rahmenprogramm mit Konzerten, Lesungen und Besucherführungen statt. Theaterfreunde können sich über ein Gastgespräch mit Christian Firmbach, Generalintendant des Oldenburgischen Staatstheaters, freuen. Zu den Angeboten für Kinder und Jugendliche gehären ein Workshop, in dem Miniaturtheater gebaut werden und ein Zeichenkurs für Comic-Freunde.