Der Horst Janssen Archipel

Die Reise geht weiter ...

Er war einer der großartigsten Zeichner und Grafiker seiner Zeit, wenn nicht der beste: Horst Janssen. Die neue Ausstellung "Der Horst Janssen Archipel" bringt uns den Künstler jetzt näher denn je. Es ist die persönlichste Schau zu Leben und Werk, die das ihm gewidmete Museum bisher gezeigt hat.
Konzipiert ist die Ausstellung als multimediale Sehreise. Innerhalb des "Janssen Archipels" kann der Besucher sich zwischen mehreren Themeninseln treiben lassen und Janssens zentrale Wirkungsorte kennenlernen.

Man erlebt ihn zu Hause, an der Radierpresse, im Restaurant mit Freunden oder bei Ausstellungseröffnungen. Neben herausragenden Zeichnungen aus allen Schaffensphasen, Plakatentwürfen und Druckgrafiken sind allerlei private Dinge zu entdecken. Briefe, Fotografien, Notizen und originale Gegenstände aus dem Nachlass des Künstlers geben Einblick in seine Welt. Er sammelte tote Tiere für die Stillleben, lebte mit einem echten Skelett als Modell, las gerne Micky-Maus und begrüßte seine Gäste schon an der Haustür als Nassauer.
"Zweifelsohne bin ich ein liebenswertes Kerlchen", hören wir Janssen in einem Film ausrufen. Eigens für die Ausstellung hat der Hamburger Filmemacher Hinrich Lührs drei Kurzfilme über ihn geschnitten, freut sich Museumsleiterin Dr. Jutta Moster-Hoos. Zusammengesetzt aus bisher unbekanntem Rohmaterial von Peter Voss Andreae, sind die Aufnahmen ein Highlight der Schau. Da sie inmitten der Ausstellungsräume laufen, entspinnt sich ein fesselnder Dialog zu den Exponaten, der die mehrdimensionale Schau zu einem vielschichtigen Erlebnis werden lässt.
Helene Roolf, Kuratorin der Ausstellung, wollte mit dem Insel-Konzept die charakteristischen Seiten der Person Janssen herauskitzeln, der ein Meister der Selbstinszenierung war. In Oldenburg aufgewachsen und begraben, hat Janssen sein künstlerisches Werk in Hamburg geschaffen. Dort begann seine Laufbahn an der Landeskunstschule. Er wohnte zunächst bei seiner Tante Anna in der Warburgstraße, bis er in "seine Burg" am Mühlenberger Weg in Blankenese umzog. Als Zeichner und Grafiker wurde er mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt, doch Karriere machte er als Enfant terrible, Raufbold und Frauenheld. So intensiv wie er haben nur wenige Künstler die eigenen Höhenflüge und Abstürze in ihre Kunst integriert. Wenngleich sich viele Anekdoten um Janssen ranken, stand stets der Zeichentisch im Zentrum seines Lebens. Deshalb ist das größte Eiland mit den Worten "Nulla dies sine linea" - kein Tag sei ohne Linie - überschrieben und so lässt sich das Werk von dem rastlosen "Immer-Zeichner" fast wie ein Tagebuch lesen.
Wer von der facettenreichen Ausstellung inspiriert selbst zeichnen oder drucken möchte, findet viele Angebote im Rahmenprogramm. Für Erwachsene findet ein Kurs in Aktzeichnung statt, für Kinder und Jugendliche werden Experimentelles Drucken und Linolschnitt angeboten und zum Advent wird eine Papierwerkstatt installiert. Außerdem gibt es jede Menge Besucherführungen - auch zum Mittagstisch oder Feierabend.
Nachdem die Reise im Altonaer Museum in Hamburg einen erfolgreichen Anfang nahm, geht sie ab dem 17. September 2016 im Oldenburger Horst Janssen Museum weiter. Zusteigen kann jeder noch bis zum 15. Januar 2017.