Förder-Projekte
"Die Welt in diesen rauschenden Farben"
Werke aus dem Berliner Brücke-Museum in Oldenburg
Spitzenwerke aus dem Berliner Brücke-Museum kommen in das Oldenburger Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Ab dem 22. Oktober sind im Augusteum unter dem Titel „Die Welt in diesen rauschenden Farben“ hochkarätige Gemälde von Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller, Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff zu sehen. Als die jungen Künstler 1905 in Dresden zusammenfanden, war ihr Name Programm. „Brücke“ sollte den Übergang von dem überkommenen Kanon zu einer neuen Kunst versinnbildlichen.
„Jeder gehört zu uns, der unmittelbar und unverfälscht das wiedergibt, was ihn zum Schaffen drängt“, so formulierte die Gruppe ihr Manifest, das Kirchner 1906 in Holz schnitt. Impulse für die Abkehr von Tradition und Akademismus gaben ihnen die Werke Van Goghs oder Gauguins und die Rückbesinnung auf mittelalterliche und außereuropäische Kunst. Dem Betrachter forderte die radikal moderne Malerei eine neue Sehleistung ab. Viele der farbgewaltigen Bildschöpfungen sind in Dangast entstanden, dem Fischerdorf und Seebad am Jadebusen, das seinerzeit zum Großherzogtum Oldenburg gehörte. Im Sommer 1907 entdeckten Heckel und Schmidt-Rottluff den abgeschiedenen Badeort als Quelle der Inspiration. Sukzessive gelangten die Maler zum typischen Flächenstil, ungestüm mit breitem Pinsel und pastosem Farbauftrag. Die dort entstandenen Arbeiten stellten sie bereits 1908 im Augusteum aus. Jetzt kehren die Dangaster Werke in den großherzoglichen Museumsbau zurück. In der Ausstellung werden alle Kernthemen der Brücke präsentiert: Stadtleben und Varieté, Landschaft und Naturerlebnis. Flankiert werden die exzellenten Großformate von spontan gezeichneten und aquarellierten Künstlerpostkarten, welche die Brücke-Maler von und nach Dangast sandten. Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog mit einem Rückblick auf die Aufenthalte der Künstler im Oldenburger Land. So verbindet die Sonderschau regionale Chronik mit Hauptwerken des deutschen Expressionismus, die in die Kunstgeschichte eingingen. Gleichsam ist die Ausstellung eine „Hommage an die faszinierende Geschichte des Augusteums selbst“, erklärt Professor Rainer Stamm, Leiter des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte. Zur Wiedereröffnung des oberen Galeriesaals im jüngst sanierten Ausstellungshaus hätte Stamm kein besseres Thema wählen können. Nach der umfangreichen Modernisierung mit neuer Alarm- und Klimatechnik wurde das Sockelgeschoss des Gebäudes mit der Galerie „Alte Meister“ bereits im Dezember 2015 eröffnet. Nun folgt mit den wertvollen Klassikern der Moderne die Einweihung der Räume im Obergeschoss. Bis heute begeistern die Werke der Brücke-Maler das Publikum. Es ist ihr Drang zum Elementaren und die Spontanität der Gestaltung, die unvermindert und „unmittelbar“ noch immer spürbar ist.