Zweiter Aufbruch in die Moderne

Expressionismus - Bauhaus - Neue Sachlichkeit

1921 kam der Kunsthistoriker und Publizist Walter Müller-Wulckow nach Oldenburg, um das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte aufzubauen. Zuvor war er als Sammler und Propagandist der Moderne in Frankfurt am Main in Erscheinung getreten, wo er unter anderem die „Vereinigung für Neue Kunst“ gegründet hatte.

Den Impuls der Moderne versuchte er beharrlich in die nordwestdeutsche Provinz zu übertragen: So präsentierte er schon zur Eröffnung des Museums im Oldenburger Schloss 1923 eine „Galerie der Gegenwart“ mit Werken der Brücke-Expressionisten Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff sowie Landschaften von Max Beckmann und Franz Radziwill. Nach dem Frankfurter Vorbild regte Müller-Wulckow in Oldenburg auch die Gründung der „Vereinigung für junge Kunst“ an, die zwischen 1922 und 1933 wegweisende Ausstellungen, Konzerte und Feste veranstaltete und das Landemuseum durch den Ankauf zahlreicher Werke moderner Kunst unterstützte.
Als einer der ersten Museumsleiter der 1920er Jahre ging Müller-Wulckow ab 1928 in seinen Erwerbungen deutlich über den Expressionismus hinaus und erweiterte die Sammlung um Fotografien der Neuen Sachlichkeit von Albert Renger-Patzsch und Aenne Biermann sowie um Werke der Bauhaus-Werkstätten in Weimar und Dessau. 1937 wurden aus der Sammlung des Landesmuseums 103 Werke als „entartet“ beschlag­nahmt, von denen in den letzten Jahren rund ein Drittel zurück erworben werden konnte.
Die Ausstellung „Der zweite Aufbruch in die Moderne“, unterstützt von der Kulturstiftung der Öffentlichen Versicherungen Oldenburg, erinnert an den kompromisslosen Einsatz Walter Müller-Wulckows für die Avantgarden seiner Zeit; zahlreiche Werke, die den Bildersturm der Nationalsozialisten in den Depots des Museums überdauert haben, werden anlässlich der Ausstellung erstmals seit Jahrzehnten wieder gezeigt. Ergänzt werden die Werke aus der Sammlung des Museums durch Arbeiten aus der Privatsammlung Müller-Wulckows, die in diesem Rahmen zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Die Ausstellung, die im Oldenburger Schloss und im Prinzenpalais zu ­sehen ist, läuft noch bis zum 29. Januar.