Wiederentdeckung eines Kulturschatzes

Bibliophilie im Geist der Aufklärung – die Privatbibliothek des Hannoveraner Sammlers Georg Friedrich Brandes in der Landesbibliothek Oldenburg

Das Jahr 2010 steht für die Landesbibliothek Oldenburg im Zeichen der Wiederentdeckung eines Kulturschatzes, der bisher nur in engen bibliothekarischen Fachkreisen bekannt war. Wie neue wissenschaftliche Untersuchungen belegen, kann die rund 21.400 Bände umfassende private Büchersammlung des hannoverschen Beamten Georg Friedrich Brandes (1719 bis 1791), die in der Landesbibliothek Oldenburg nahezu vollständig erhalten ist, als eine der bedeutendsten Privatbibliotheken der Aufklärung in Deutschland gelten, die auch den europäischen Vergleich keineswegs zu scheuen braucht.

Der Oldenburger Herzog Peter Friedrich Ludwig kaufte sie 1790 als Grundstock einer öffentlichen Bibliothek in seiner Residenzstadt. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts steht die Sammlung jedoch versteckt im Gesamtbestand der Landesbibliothek. Brandes hatte seine Sammlung über vier Jahrzehnte in engem Kontakt zu dem Bibliothekar der Universität Göttingen, Christian Gottlob Heyne, systematisch zu einer Universitätsbibliothek im Geiste der Aufklärung aufgebaut. Wissenschaftliches Interesse und Kunstverstand gingen bei Brandes einher mit einem an Adelskreisen orientierten Repräsentationsbedürfnis.

Die Landesbibliothek zeigt mit Unterstützung der Kulturstiftung der Öffentlichen Versicherungen Oldenburg in der Ausstellung den Sammler Brandes und seine Bibliothek sowie ihr kulturelles Umfeld und ihre Bedeutung erstmals umfassend der Öffentlichkeit. Parallel dazu wird sie eine repräsentative Auswahl dieser Sammlung digitalisieren und im Internet präsentieren. Auf diese Weise sollen einerseits wichtige historische Quellen für die Wissenschaft international zur Verfügung gestellt werden, andererseits soll ein bedeutendes kulturelles Erbe einem breiteren Publikum nicht nur der Region Oldenburg, sondern ganz Niedersachsen bekannt gemacht werden.

Die Ausstellung beginnt am 25. November 2010 und ist bis zum 26. Februar 2011 geöffnet. Es werden etwa 100 Originalexponate, vorwiegend Bücher, Manuskripte und Dokumente gezeigt und durch zahlreiche Abbildungen und Erläuterungen veranschaulicht. Ergänzt wird die Schau durch Leihgaben, u.a. qualitätsvolle Porträts aus der Galerie der Universität Leipzig sowie Möbel und Objekte, die die Wohnkultur und die intellektuellen Netzwerke der bürgerlichen Elite im späten 18. Jahrhundert illustrieren.

Öffnungszeiten der Landesbibliothek:
Mo-Mi: 10 bis 18 Uhr, Do 10 bis 19 Uhr,
Fr 10 bis 17 Uhr, Sa 9 bis 12 Uhr