In Paris geprägt

Heinz Witte-Lenoir – ein internationaler Oldenburger Künstler

Das Museumsdorf Cloppenburg, das Industriemuseum Lohne und die Galerie Luzie Utpmoor Lohne zeigen gemeinsam mit Unterstützung der Kulturstiftung der Öffentlichen Versicherungen Oldenburg ab Mitte November in einer umfangreichen Ausstellung Werke des Künstlers Heinz Witte-Lenoir.

Heinz Witte, so sein ursprünglicher Name, wurde am 17. Februar 1880 in Lintel bei Hude (Kreis Oldenburg) geboren. Er stammt aus kleinbäuerlichen Verhältnissen, die er schon früh zu überwinden suchte. Seine Anstellung bei der Großherzoglichen Eisenbahn in Löningen gehört ebenso dazu, wie sein Drang nach künstlerischer Ausbildung. Entscheidend für seine künstlerische Entwicklung wurde sein erster Aufenthalt in Paris 1899, der ihn mit der Kunst der sich entwickelnden Moderne und mit Künstlerinnen und Künstlern des Postimpressionismus in Verbindung brachte. Er studierte an der Akademie Colarossie, später an der Ecóle des Beaux Arts und schloss Freundschaft mit Künstlerinnen und Künstlern wie Paula Modersohn-Becker, Amedeo Modigliani, Wilhelm Lehmbruck, Eugen Spiro, Eli Nadelmann und Paul Signac, arbeitete für Alexandre Théophile Steinlen und Edgar Degas.

Sein erster Aufenthalt in Paris dauerte von 1899 bis 1907. Bei gelegentlichen Besuchen in Hude brachte er Arbeiten aus Paris mit, die sich bis heute erhalten haben. Es entstanden auch Arbeiten während dieser Aufenthalte in der Heimat, die Heinz Witte als einen Künstler ausweisen, der in Paris den Anschluss an die moderne Kunstentwicklung gefunden hat – und dies im Oldenburgischen schon vor den Malern der „Bücke“ in Dangast. Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs übersiedelte Witte von Paris ans Mittelmeer, um der Internierung zu entgehen. Vom Ende des Ersten Weltkriegs bis 1930 war er zeitweilig in Südfrankreich und Ägypten, dann wieder in Hude und Berlin. Zwischen 1925 und 1930 nahm er an mehreren Ausstellungen in Bremen teil und entwickelte ein beachtenswertes druckgraphisches Werk. 1930 siedelte er schließlich nach Berlin über. Seine künstlerische Arbeit stellte er während der NS-Zeit ein und beschäftigte sich mit mechanischen Reproduktionsverfahren. Bei einem Luftangriff auf Berlin ging 1943 ein großer Teil seines Werkes – etwa 90 Ölgemälde und rund 180 Zeichnungen und Aquarelle – verloren.

Heinz Witte-Lenoir kehrte nach 1943 wieder in seine oldenburgische Heimat zurück, zunächst nach Löningen und dann nach Hude. Hier entstanden die Nachschöpfungen seiner verlorenen Werke, aber auch neue Arbeiten, die gelegentlich ausgestellt wurden. Er starb in Hude an seinem 81. Geburtstag.

Für die Ausstellung im Industriemuseum Lohne sollen als Schwerpunkt und herauszustellendes Merkmal die Bereiche der Zeichnungen, Skizzenbücher und insbesondere der figürlichen Darstellungen gewählt werden. In der Galerie Luzie Uptmoor soll die Druckgrafik präsentiert werden. Dies wird zusammen mit Vorzeichnungen und Vergleichsbeispielen aus den Gemälden geschehen. Der Ausstellungsteil im Museumsdorf Cloppenburg zeigt die Stillleben, Landschafts- und Stadtdarstellungen, die es sowohl als Ölgemälde als auch als Aquarelle und Druckgraphiken gibt. Sie decken ebenfalls die gesamte Schaffenszeit des Künstlers ab und verweisen auf alle Lebensbereiche, in denen sich der Künstler aufgehalten hat. Die Ausstellungen werden vom 12. bis 14. November 2010 eröffnet.

Mehr Informationen unter: www.museumsdorf.de.