Mit der Kamera befragen

Werkschau der Fotografin Herlinde Kolbel im Oldenburger Schloss

Sie ist eine der wichtigsten Fotokünstlerinnen Deutschlands und wurde vielfach ausgezeichnet. Mit ihrer Kamera studierte Herlinde Koelbl die Mächtigen der Republik und schuf sensible Porträts von Überlebenden des Holocaust. Als Autodidaktin fotografierte sie für die New York Times, für den Stern und Die Zeit. Vor allem aber verfolgte sie eigene Projekte und Konzepte – darunter zum Beispiel fast ethnologisch subtile Bildserien zu deutschen Wohn- und Schlafzimmern oder zum Thema „Haare“. Aus Anlass ihres 70. Geburtstags zeigen das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg und der Kulturspeicher Oldenburg eine große Werkschau mit über 350 ihrer Fotografien aus den Jahren 1976 bis 2009. Die Schau war 2009 im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen.

„Ich interessiere mich für Menschen. Aber es muss weitergehen als unter die Oberfläche. Das ist das ganze Geheimnis“, sagt die Fotografin, die eine eigenwillige und unverwechselbare künstlerische Handschrift entwickelt hat. In der opulenten Schau ist sie in allen Facetten zu besichtigen. Der Betrachter kann an den unterschiedlichen Themenblöcken der Ausstellung die eindringliche und faszinierende fotografische Sprache von Herlinde Koelbl studieren. Sie erfasst wie nur wenige andere Fotografen die Persönlichkeit eines Menschen und befragt ihr Gegenüber mit der Kamera hartnäckig bis fordernd. Aber sie wahrt dabei immer den Respekt vor dem Leben des Porträtierten.

Herlinde Kolbl übernahm Gastprofessuren unter anderem in Hamburg, Wien, New York und Sydney und erhielt renommierte Preise, darunter 2001 den Dr. Erich-Salomon-Preis und 2007 die Goldene Kamera.