Förder-Projekte
Adel auf dem Lande
Museumsdorf Cloppenburg
Zwischen Weser und Ems gab es vor 300 Jahren über 200 Adelssitze. Wie die Edelleute hier lebten und herrschten, darum kümmerte sich die Forschung bisher wenig. Das Freilichtmuseum Cloppenburg füllt seit Oktober 2004 diese Lücke. Das Herrenhaus der einstigen Burg Arkenstede beherbergt eine neu konzipierte Dauerausstellung. Erläutert wird das Leben der adeligen Familien in den Regionen des Oldenburger Münsterlandes, des ehemaligen Fürstbistums Osnabrück und der ehemaligen Fürstentums Ostfriesland zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert.
Wohnen und Bauen, Kleidung und Nahrung, Erziehung und Ausbildung, Heiratsallianzen und Frömmigkeit – in den sechs Räumen des Fachwerkbaus werden Lebensform und Selbstverständnis einer rundum privilegierten Bevölkerungsschicht in den Blick genommen. Die Adeligen auf dem Lande hoben sich von den Bauern ringsum nicht nur ab, sie waren Vorbilder und hatten häufig die Herrschaft über die Menschen ringsum. Was zum exklusiven Ambiente der vornehmen Herren und ihrer Familien gehörte, das lässt sich an ausgewählten kulturgeschichtlichen Exponaten nachvollziehen – von Ritterrüstung, Ahnengalerie und Wappenschmuck bis zu parfümierten Handschuhen, Perlenkette und "Confect". Das Leben der Edelleute war von der Wiege bis zur Bahre geprägt von Herkunft, Standesbewusstsein und besonderer Standeskultur. Auch banaler Alltagskram wie Reisekoffer, Schreibkalender und Nachttopf fehlt im Spektrum der Ausstellungsstücke nicht.
Insgesamt 170 Exponate zur Kultur- und Sozialgeschichte des Adels wurden für die Schau zusammengetragen, davon 140 Leihgaben. Viele adelige Familien stellten für die Ausstellung wertvolle Exponate zur Verfügung.
Die Ausstellung war Ergebnis und Teil eines Forschungsprojektes, das vom Museumsdorf Cloppenburg in Kooperation mit der Universität Osnabrück 2002 begonnen wurde. Durch die Universität konnten breit angelegte Recherchen geleistet werden. Erfasst wurde nicht nur, was von ausgewählten Adelsfamilien an Archivalien überliefert ist, sondern auch die Sachkultur. Die Forschungsergebnisse sind in einem umfangreichen Begleitband zur Ausstellung festgehalten.
Ohne Adel, so Projektleiterin Dr. Heike Düselder, ist die ländliche Kultur- und Sozialgeschichte nicht denkbar. Von daher war es an der Zeit, das Forschungsdefizit zu füllen. Dass die Ergebnisse direkt in anschaulicher Form für eine breitere Öffentlichkeit präsentiert werden, gilt als Novum.