Leuchtturm der Buchkunst im Nordwesten

Künstlerbuchsammlung Feenders findet neue Heimat in der Landesbibliothek Oldenburg

In über vier Jahrzehnten hat das Emder Ehepaar Dr. Onno und Christa Feenders mehr als 1.100 bibliophile Werke, Pressendrucke und Künstlerbücher zusammengetragen. „Die Sammlung Feenders ist die schönste und bedeutendste Erwerbung der Landesbibliothek Oldenburg in den letzten drei Jahrzehnten“, freut sich Bibliotheksdirektorin Corinna Roeder. Jüngst konnte die kostbare Sammlung moderner Buchkunst mit Unterstützung des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur und mehrerer Stiftungen für insgesamt 300.000 Euro angekauft werden. 

„Niedersachsen besitzt reiche Bücherschätze wie die berühmte französische Malerbuchsammlung der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel. Mit der Sammlung Feenders kommt jetzt ein ganz neuer Akzent hinzu“, betont Björn Thümler, Niedersachsens Minister für Wissenschaft und Kultur.  In seiner Gesamtheit spiegelt dieser „Bücherschatz“ – darunter seltene Spitzenstücke und Unikate – die Entwicklung der Buchkunst in Deutschland von den Anfängen der Pressendruckbewegung um 1900 bis zur Gegenwart. Enthalten sind auch Werke der ehemaligen DDR, wodurch das gesamtdeutsche Bild der jüngeren Buchkunst dargestellt ist. 

Die Bibliophilie, die Liebe zu Büchern, war für Onno Feenders mehr als ein Hobby, sie war der Ausgleich zur herausfordernden Berufstätigkeit als Kinderarzt. „Kinder sind laut, Bücher sind leise“, so Feenders. Vielleicht liegt in diesem einfachen Satz auch die Begründung für den Stil seiner Sammlung. Sichtbar hat der Mediziner ein Faible für eine reduzierte, zurückhaltende Ästhetik, die auf üppigen Schmuck vollkommen verzichtet. Es sind vorrangig Buchwerke, die zur Kontemplation anregen. Schon als Dreijähriger, verriet Feenders, sah er sich gerne Bilderbücher an, wie seine Mutter in ihrem Tagebuch schrieb. Er ist aber nicht nur ein Betrachter mit unbestechlichem Auge, sondern auch ein leidenschaftlicher Leser. „Wenn mich der Text nicht interessiert, hat es ein Buch schwer, in meine Sammlung zu kommen“, erzählt Feenders.

Seine Passion teilt er mit Ehefrau Christa. Ihr Vater war Buchhändler, der seinen Schwiegersohn in bibliophile Kreise einführte. Schon bald wirkte Onno Feenders bundesweit im Vorstand der Gesellschaft der Bibliophilen. In seiner ostfriesischen Heimat initiierte er als Vorsitzender der Freunde der Johannes a Lasco Bibliothek zahlreiche Ausstellungen. In Emden lernte er bereits vor rund 20 Jahren Corinna Roeder kennen, die damals noch an der dortigen Bibliothek tätig war. Inzwischen Leiterin der Landesbibliothek Oldenburg, engagierte sie sich sehr für den Ankauf. „Ich bin glücklich“, so Feenders, „dass unsere Sammlung nicht in alle Winde verstreut wird, sondern hier in geschlossener Form eine neue Heimat findet.“ Im Rahmen der Übergabe machte Feenders der Landesbibliothek Oldenburg eines der kostbarsten Bücher der Sammlung zum Geschenk: Die Verfassung des Deutschen Reiches von 1919 ist eines von nur 24 auf feinstes Pergament gedruckten Exemplaren, das die Bremer Presse im Jahr 1929 herausbrachte – in der Spätphase der Weimarer Republik ein klares Bekenntnis zur Demokratie. 

In diesem Sinne will die Landesbibliothek Oldenburg die Künstlerbuchsammlung Feenders nicht nur bewahren, sondern der Öffentlichkeit zugänglich machen: Neben der Katalogisierung im Online-Verbundkatalog soll die Sammlung in die künftige Dauerausstellung der Landesbibliothek und in Wechselausstellungen einbezogen werden. Im Rahmen von Schulungen, Führungen und Seminaren auch für Studierende und Auszubildende können Begegnungen mit herausragenden Beispielen historischer und moderner Buchkultur im Original stattfinden. 

Der Wert der Sammlung Feenders wurde durch Gutachten von drei ausgewiesenen Experten nachgewiesen. Alle Gutachter sind sich einige, dass vor allem in der Dichte und Geschlossenheit sowie in der konsequenten Auswahl nach strengen Kriterien exzellenter Typographie, Illustration und Einbandkunst die außergewöhnliche Bedeutung dieser umfangreichen Sammlung besteht.

„Wir dürfen uns auf Buchkunst-Ausstellungen mit Strahlkraft weit über die Region hinaus freuen“, ist sich Dr. Gesa Schönermark von der Stiftung Niedersachsen sicher, und spricht damit auch für die EWE-Stiftung, die Barthel Stiftung, die Kulturstiftung Öffentliche Oldenburg und die Landessparkasse zu Oldenburg, die sich für den Ankauf engagiert haben.  Im Rahmen eines Festakts wurde die Sammlung Feenders am 4. Mai öffentlich vorgestellt. Erste Einblicke bietet eine Kabinettausstellung, die noch bis zum 4. Juni in der Landesbibliothek zu sehen ist.

 

lb-oldenburg.de