...die Flotte schläft im Hafen ein

Marinemuseum Wilhelmshaven zeigt Kriegsalltag in Matrosentagebüchern von 1914 bis 1918

Als Fortsetzung der Ausstellung „Sehnsucht nach dem Krieg? Am Vorabend des Ersten Weltkriegs: Oldenburg 1913“ widmet sich das Marinemuseum Wilhelmshaven dem Alltag in der kaiserlichen Hochseeflotte in den Jahren 1914 bis 1918. Einen authentischen Rückblick in die Kriegsjahre liefern die Tagebücher von zwei Matrosen, die an Bord der SMS HELGOLAND dienten, dem ersten Kampfschiff der deutschen Marine. Im Museum werden die Besucher über die nachinszenierte HELGOLAND geführt und dabei von den Matrosen begleitet. Anhand der persönlichen Aufzeichnungen wird ihr Schicksal plastisch erzählt.

Richard Stumpf und Richard Linke berichten vom Bordalltag und den Ereignissen des Ersten Weltkriegs. Auf die frühe Kriegsbegeisterung folgte langes Warten auf den Einsatz. Bis zum Frühjahr 1916 hatte die Flotte keinerlei Wirkung auf den Seekrieg. Der Volksmund spottete bereits über die untätig im Hafen liegenden Kriegsschiffe, als Zerstörung und Gewalt mit der Skagerakschlacht am 31. Mai 1916 ihren Anfang nahmen. Die Desillusionierung der Mannschaft, die schlechte Verpflegung und die Ungleichbehandlung waren ausschlaggebend für den Marinestreik, der dem baldigen Untergang des Kaiserreichs vorausging. „Die jahrelang als Hunde erniedrigten Heizer und Matrosen wissen endlich, daß ohne sie nichts, rein nichts geschehen kann“, konstatierte Richard Stumpf am 16. Oktober 1918. Wenige Wochen später, am 9. November 1918, wurde die Republik ausgerufen. Die Ausstellung aus Anlass des 100. Jahrestags des Kriegsbeginns 1914 findet in Kooperation mit dem Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden statt. Begleitend erscheint ein Katalog. Ein Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen, Lesungen und einer internationalen Fachtagung im Oktober wird die Präsentation ergänzen.