Zwischen Zofen, Strindberg und einsamen Herzen

„Theater Orlando“, ein Kleinod im Ammerland, wird 25 Jahre alt

„Kaum zu glauben, aber wahr, ... “ – dieser gängige Theaterspruch gilt auch für das „Theater Orlando“ mit seinem besonderen Spielort im Palais zu Rastede, der „kleinsten Bühne Niedersachsens“, wie es eine große deutsche Nachrichtenagentur einmal feststellte. Bereits seit nunmehr 25 Jahren bringt „Theater Orlando“ ein Theaterhighlight nach dem anderen auf die Bühne. Einerseits ist dieses besondere kleine Zimmertheater recht schnell zu einer Institution geworden, weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und aus dem Residenzort Rastede heute fast nicht mehr wegzudenken. Andererseits wird es jedes Jahr wieder neu geboren, nämlich dann, wenn im Herbst die Spielzeit beginnt. Sylvia Meining ist die Frau, die dieses Theater personifiziert. Sie ist nicht nur Schauspielerin aus Leidenschaft, sondern auch die „alles bewegende Kraft“ im Hintergrund. Für sie soll „Theater die aktuellen Fragen der Menschen, der Gesellschaft aufgreifen und komprimiert, künstlerisch umgesetzt und verdeutlicht darstellen“, so ihr Leitbild. Deshalb treffen auch die von „Orlando“ auf die Bühne gebrachten Stücke oft mitten hinein in den Zeitgeist. Von Anbeginn an zeigte das Theaterteam Mut zu Ungewöhnlichem, hatte keine Scheu vor großen Namen wie Thomas Bernhard, Hans Fallada, Peter Turrini oder auch August Strindberg. Ein Mut, der sich lohnte, denn immer waren die Stücke ein großer Erfolg – umjubelt sogar in Stockholm, wohin „Theater Orlando“ mit „Fräulein Julie“ zum Strindberg-Festival eingeladen wurde. „Diese Projekte funktionieren nur, wenn man ein starkes, engagiertes Künstlerteam verpflichten kann, das Kreativität, Ideenreichtum und Können ineinander fließen lässt“, sagt die Theatermacherin. Vor 25 Jahren begann alles mit dem Stück „Die Zofen“ von Jean Genet, und es folgte jede Saison ein neues Highlight. Mal so ­komisch, dass man ein Taschentuch für die Lachtränen brauchte, mal so unter die Haut gehend, dass man die dichte Nähe zum Geschehen auf der Bühne kaum auszuhalten vermochte. Und diese Saison? – Gespannt wartet die Fangemeinde, womit „Theater Orlando“ in dieser Spielzeit überrascht. Und das ist eine Uraufführung, ein Theater-Musical aus der Feder von Ulf Goerges: „SingleSixties“– auf keinen Fall nur für Singles oder Sixties (Bild). Es macht den musikalischen Blick frei in das Innenleben zweier allein lebender Sechziger, gestrandeten Herzen auf dem „Stairway to Haeven“. In einer kleinen Kneipe um die Ecke, wo die Juke-Box Nostalgie und Zeitgeist miteinander verbindet, wird die Welt mit Humor und Hintersinn wieder geradegerückt. Premiere ist am 30. Oktober.