Ein großes Fest der Kammermusik

Internationalen Sommerakademie für Kammermusik Niedersachsen

Feinarbeit in Sachen Kammermusik: 65 Nachwuchstalente aus aller Welt kamen zur dreiwöchigen „Internationalen Sommerakademie für Kammermusik Niedersachsen“ in das Kloster Frenswegen nah der holländischen Grenze. Unter Anleitung renommierter Professoren ließen sie sich auf das Experiment ein, auf Zeit ein Ensemble zu bilden und ein kammermusikalisches Stück zur Konzertreife zu erarbeiten.

Insgesamt 49 bekannte und unbekannte Meisterwerke für Streicher, Bläser und Pianisten wurden von den jungen Musikern einstudiert und zum Abschluss im Rahmen einer Konzerttournee durch die Region aufgeführt. In Oldenburg standen am 10. September im Kleinen Haus des Oldenburgischen Staatstheaters Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Felix Mendelssohn und Carl August Nielsen auf dem Programm.

Der animierende Auftritt von Nachwuchstalenten zog das Publikum in Bann und wurde mit großem Beifall belohnt.

Mit der Sommerakademie für Kammermusik unterstützt die Kulturstiftung ein Musikprojekt, das in dieser Intensität einzigartig ist. Wer hier teilnehmen darf, hat eine Art Ritterschlag erhalten. Die Namen der Dozenten, die mit den hochtalentierten Musikern arbeiten, lesen sich wie aus einem Who is Who für Instrumentalisten. In diesem Jahr waren es unter anderem Klaus Becker, Professor für Oboe an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover, Tim Vogler, Gründer des gleichnahmigen Vogler-Quartetts, Professor in Stuttgart, Stefan Metz, Leiter der Niederländischen Streichquartett-Akademie Amsterdam, Richard Young, über 20 Jahre lang Bratschist des Vermeer Quartets, lehrt u. a. an der Northern Ilinois University/USA.

Die dreiwöchigen Workshops, da sind sich alle Beteiligten einig, ist nicht nur ein Fest der Kammermusik. Es ist immer wieder auch für manche der Musiker der Start in eine internationale Karriere.

Medienidol und Entrepreneur

Symposion „künstler_beruf“

Künstler sind heute die idealen Entrepreneure, aber auch Medienidole, die Wunschbilder der Gesellschaft verkörpern. Sie sind Ausnahmeerscheinungen und gleichzeitig Inbegriff des individualisierten Lebensstils. Unter dem Thema „künstler_beruf“ beleuchtete die Kulturstiftung in einem Symposion am 26. Januar im Stadtmuseum Oldenburg das Selbstverständnis der Künstler heute und ihre aktuelle Rolle in Gesellschaft und Wirtschaft. Über 150 Gäste aus Kultur und Wirtschaft hörten Referate und Diskussionen, die eine ebenso spannende wie widersprüchliche Thematik umkreisten. Die veränderten Arbeits- und Produktionsbedingungen heutiger Künstlerinnen und Künstler, so betonte der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Lutz Stratmann, erfordern Vernetzung, Flexibilität und Sichtbarkeit. Entsprechend seien heute Anregungen, Freiräume, Begegnungen und Anbindung an den Kunstdiskurs wichtig als Form der Künstlerförderung.

Zu den Referenten, die sich des komplexen Diskussionsgegenstandes annahmen, zählte Dr. Daniel Spanke, Kurator am Kunstmuseum Stuttgart. Er schloss seinen historischen Überblick über die Entwicklung des Künstlerbegriffs mit der Kritik an der Unterwerfung der Kunstakademien unter den Bologna-Prozess: „Vielleicht bekommt dem Künstlertum ein gutes Maß an Nicht-Durchorganisiertheit sehr gut.“ Kunst sei das Unbekannte. Was ein Künstler morgen sein und können soll, könne man nicht heute festlegen wollen. Der Buchautor und ZEIT-Redakteur Dr. Hanno Rauterberg sah im Künstler heute das Inbild des innovativen Menschen der Zukunft. Weil er nichts begründen und keinen Vorschriften genügen müsse, tauge der Künstler auch „zum geheimen Wunschbild mancher Konzernlenker, bewundert nicht zuletzt für seine Bereitschaft zur grenzenlosen Selbstausbeutung.“ Auch in Niedersachsen, so führte Dr. Annette Schwandner vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur aus, seien Kulturschaffende und Künstler ein Motor für die Wirtschaft. Die „Creative Industries“ seien die Schlüsselwirtschaft für die Zukunft.

Weitere Vortragende waren Hermann Pitz, Professor für Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste München, und die Hagener Kuratorin und Kulturberaterin Bettina Pelz. Die Moderation hatte der Kunstkritiker und Radiojournalisten Rainer Berthold Schossig. Die Ergebnisse des Symposions werden in einer Dokumentation publiziert.