Der Mann mit Filzhut und Leica

Der Heimatbund für das Oldenburger Münsterland digitalisierte das Heinz Zurborg-Archiv. So wurde regionale Zeitgeschichte auf Celluloid in elektronische Bilddateien umgewandelt.

Der 1919 gegründete Heimatbund für das Oldenburger Münsterland versteht sich als Dachorganisation aller kulturellen und heimatlichen Vereinigungen in den Landkreisen Cloppenburg und Vechta. Eine lückenlose und fast ein halbes Jahrhundert umfassende Bilddokumentation dieser Region bietet der Nachlass des Fotografen Heinz Zurborg. Die Negative all seiner Aufnahmen sind komplett erhalten und wurden nun vom Heimatbund elektronisch gesichert. Als seine typische Ausstattung galten Filzhut und Leica. So ging Heinz Zurborg in die regionale Geschichte ein und verkörperte als Fotoreporter eine Institution: die „OV“. Über 40 Jahre lang hat Zurborg als Bildreporter der Oldenburgischen Volkszeitung die großen und kleinen Ereignisse in Vechta und umzu dokumentiert. Seine Fotos sind eine bedeutende Quelle zur Nachkriegsgeschichte. Sie geben nicht nur Aufschluss über die Geschehnisse der letzten Jahrzehnte, sondern würdigen auch das Lebenswerk des Fotografen. Geboren wurde er als Heinrich Aloys Zurborg am 12. Mai 1930 in Lütten. Schon als Jugendlicher von der Fotografie eingenommen, wurde das Hobby schnell zur Profession. Nachdem Zurborg zunächst als freier Fotograf tätig war, schloss die „OV“ 1952 mit dem engagierten Knipser einen festen Vertrag. Im Fokus der täglichen Arbeit standen Volksfeste ebenso wie kirchliche und politische Veranstaltungen. Zurborg schoss Bilder von Autobahneinweihungen und Eröffnungen offizieller Bauwerke. Auch Szenen vom Alltagsleben bannte er auf Celluloid. Besonders gerne fotografierte er die Landschaft. Als die dunkle Seite seines Berufs betrachte Zurborg die Aufnahmen von Verkehrunfällen und Unglücksorten. Das breite Spektrum seiner Motive gibt in geschlossener Form fast ein halbes Jahrhundert regionaler Historie wieder. Zurborg verstarb am 27. Februar 2011. Er hinterließ ein sorgfältig sortiertes Archiv von Negativen, allesamt in Schwarzweiß, chronologisch und nach Ortschaften sortiert. Schriftliche Anmerkungen geben Auskunft über Datum und Anlass der jeweiligen Motive. Aus den Jahren 1952 bis 1995 sind die Aufnahmen komplett vorhanden. „Der Fundus umfasst rund 350.000 Negativbilder in hervorragendem Zustand“, erklärt Engelbert Beckermann als Geschäftsführer des Heimatbundes. Viele Monate hat die Digitalisierung in Anspruch genommen. Das Ergebnis der umfangreichen Arbeit präsentiert der Heimatbund im Februar. Während die Dateien den Städten und Gemeinden des Oldenburger Münsterlandes zur Verfügung gestellt werden, verbleiben die Originalfilme in der Heimatbibliothek in Vechta. Das Bildarchiv leistet einen wesentlichen Beitrag zur Bewahrung des kulturellen Erbes. In digitaler Form ist es nun einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Parallel dazu sind Fotografien von Heinz Zurborg noch bis zum 22. Juli in der Sonderausstellung „Abgelichtet - Faszination Fotografie“ im Industrie Museum Lohne zu sehen. Dort wird den Besuchern sowohl die technische Entwicklung als auch die regionale Geschichte der Fotografie vermittelt. Dem „Mann mit Hut“, so beschreibt ihn Benno Dräger vom Lohner Heimatverein, ist dort ein besonderes Kapitel gewidmet.