Zwei Jahrhunderte Schlossgarten

Das grüne Herz von Oldenburg feiert Jubiläum

Der Oldenburger Schlossgarten feiert 200-jähriges Jubiläum. 1814 ließ Herzog Peter Friedrich Ludwig einen Landschaftsgarten im englischen Stil anlegen, der die streng geometrischen Formen der barocken Gartenkunst ablöste und bis heute erhalten ist. Weiträumige Rasenflächen neben malerisch gewachsenen Baumgruppen prägen den Charakter des Parks ebenso wie üppige Rosengärten und eine farbenreiche Rhododendron-Blüte. Historische Gebäude wie ein Hofgärtnerhaus und ein Teepavillon fügen sich harmonisch in die Anlage ein. Mit unterschiedlichen Sichtachsen, geschwungenen Wegen und Bachläufen ist der seit 1978 denkmalgeschützte Schlossgarten zugleich Erlebnis- und Naherholungsraum.

Schon zu Zeiten seines Initiators standen große Bereiche der Öffentlichkeit zur Verfügung. Heute gehört der Schlossgarten Oldenburg zu den bedeutenden historischen Parkanlagen Deutschlands. Das Jubiläumsjahr bietet den geeigneten Anlass, der beliebten Parkanlage eine nachhaltige Würdigung zukommen zu lassen. Unter dem Motto „Euer Garten ist die Welt“ nehmen Kulturinstitutionen in Oldenburg und der Region den runden Geburtstag zum Anlass für Ausstellungen und Veranstaltungen.

 

Inspiration aus England

Das Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte bietet eine Sonderausstellung, die anhand von Bildern und Artefakten die Entstehung des Schloss­gartens nachvollziehbar macht. Die Inspiration für die Planung des 16 Hektar großen Areals holte sich Herzog Peter Friedrich Ludwig auf seinen Englandreisen höchst persönlich. Unweit vom Schloss entfernt entstand eine grüne Oase mit beeindruckender Vielfalt. Diente der Schlossgarten in der Anfangszeit noch als Flaniermeile für das gehobene Bürgertum, so entwickelte er sich im 20. Jahrhundert zum „Volksgarten“. In der Ausstellung stehen den historischen Ansichten von Theodor Presuhn oder Richard tom Dieck Werke von zeitgenössischen Künstlern gegenüber. Simone Nieweg, Laurenz Berges, Oliver Godow und Cornelia Genschow ließen sich von dem historischen Garten inspirieren und schaffen eine Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. Darüber hinaus entstehen als besonderes Highlight temporäre Baumhäuser, realisiert durch den international bekannten Baumhausarchitekten Andreas Wenning. Sie laden dazu ein, den Park aus ganz neuen Perspektiven zu erfahren. Mit dem Titel „natur.wert.schätzen.“ stellt das Landesmuseum für Natur und Mensch den Naturraum vor seiner Kultivierung dar. Einst glich das Gelände einem sumpfigen Waldgebiet. Ausgehend von der Kenntnis über den ursprünglichen Auwald entlang des Hunteflusses wird die einstige Artenvielfalt mit der heutigen Palette verglichen. Während der pflanzliche Reichtum einer gärtnerischen Gestaltung unterliegt, wandelt sich die Tierwelt weitgehend eigenständig. Nicht nur Breitflügelfledermaus und Tagpfauenauge finden im Schlossgarten geeignete Lebensbedingungen. Die Ausstellung geht der Frage nach, welchen Wert Flora und Fauna heute besitzen.

 

Garten und Literatur

Der vom Menschen gestaltete Naturraum steht auch im Fokus der Schau in der Landesbibliothek. Dort wird ein einzigartiges Kapitel der deutschen Literaturgeschichte aufgeblättert, das dem Garten besondere Beachtung schenkte: In der Romantik gewinnt die Natur und damit auch der Garten ­eine neue Dimension in der bildenden Kunst und Literatur. In drei Stationen wird ein facettenreicher Einblick geboten. Zunächst wird anhand von Gartenbüchern und Illustrationen die Entwicklung von Naturempfindung im 18. Jahrhundert umrissen, bevor der Betrachter den zentralen Aussagen ­romantischer Dichtung begegnet und schließlich zum Vergleich mit unserer Gegenwart aufgefordert wird. Kostbare Erstausgaben belegen die vielfältige literarische Gestaltung dieses Themas. Wie kaum eine andere Stadt versteht sich Oldenburg schon seit dem frühen 20. Jahrhundert als „Gartenstadt“. Dieses selbst verliehene Prädikat ist Thema im Stadtmuseum. Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Entwicklung der städtischen Gartenkultur, aber auch ihre Gefährdung in jüngerer Vergangenheit. Neben der besonderen Siedlungsstruktur werden die Umwandlung der öffentlichen Grünanlagen sowie der Umbau Oldenburgs zu einer verkehrsgerechten Stadt untersucht. Insbesondere für die Verschönerung der Fußgängerzone und der Einkaufszentren engagiert sich seit nunmehr zehn Jahren das City-Management Oldenburg, indem die Straßen und Plätze alljährlich mit bunten „Stadtgärten“ bereichert werden. Mit einer Begleitausstellung, die in direkter Nähe der jeweiligen Gärten zu sehen ist, wird über Stadtgarten-Geschichte berichtet.

 

Von Jever bis Cloppenburg

Außerhalb Oldenburgs zeigt das Museumsdorf Cloppenburg „Private Blumenpracht im länd­lichen Biedermeier“. Die Angehörigen der gehobenen Schichten unter den Landbewohnern entwickelten eine eigene Tradition der Gartengestaltung, die als wichtiger Vorläufer für unsere heutigen Hausgärten gilt. Im Gegensatz zur öffentlichen Parkanlage diente der Biedermeiergarten allein dem Genuss seiner Bewohner als Teil des häuslichen Lebensbereichs und zeichnet sich durch eine reiche Blumenfülle aus. Zwei Hofanlagen aus dem 18. und 19. Jahrhundert – die Wehlburg und der Hof Awick – werden im Rahmen der Ausstellung in Szene gesetzt und lassen die damalige Mode der Gartengestaltung aufleben. Weiter nördlich, im Schlossmuseum Jever, verdeutlicht die Ausstellung über „Englische Landschaften in friesischen Gärten“ den Einfluss Oldenburgs auf die ländliche Umgebung. Die Ausgestaltung der Residenzstadt war ein bedeutendes Vorbild für das Jeverland und die Herrschaften Varel und Kniphausen. Die Kostbarkeiten der Gartengestaltung im Marschenland und den Geestgebieten lassen sich auf Spaziergängen, per Fahrrad oder mit dem Auto entdecken. So bietet das Gesamtprojekt zum Jubiläumsjahr in Oldenburg und im Umland für Jung und Alt einen blühenden kulturellen Sommer 2014.