Der Körper im Raum

Ausstellung „Bettina Khano“ im Oldenburger Kunstverein

In ihren Installationen, Fotografien, Collagen und Videos arbeitet Bettina Khano mit Nebel, Spiegeln, Basaltstaub, Aluminiumplatten, reflektierender Folie. Ihre Arbeiten kreisen um ein Thema, das so essentiell für unser Leben ist wie es ungreifbar bleibt: Der Körper im Raum. Khanos Arbeiten stellen die Frage immer wieder neu und immer wieder auf andere Weise: Wie nehmen wir uns als Körper im Raum wahr, wie kreist der Raum um den Körper und das körperliche Wahrnehmen um den Raum. Die Arbeiten halten dabei keine direkten Antworten parat, sondern stellen vielmehr weitere Fragen. Wie der Nebel verbreiten sie Diffusität, wie der Spiegel werfen sie die Frage an den Betrachter zurück und wie die reflektierenden Folien verzerren sie das Bild, das wir uns vielleicht manchmal gerne von uns machen würden. Der Oldenburger Kunstverein präsentiert dies vom 28. März bis zum 18. Mai. Wie die Materialien verweisen auch die Titel von Khanos Arbeiten auf zwiespältige Momente und Übergangszustände: Das englische Wort „Befogged“ bedeutet sowohl „umnebelt“ als auch „verwirrt“. Die dazugehörige Arbeit besteht aus einem runden Spiegel, den Bettina Khano mit Mattspray benebelt hat. Damit verwehrt sie uns einen klaren Blick auf unser Spiegelbild und sinnbildlich auf uns selbst. Auf eine unterschwellige Weise verunsichert die Berliner Künstlerin unsere Wahrnehmung. Eine andere Arbeit heißt „Somatolyse“, wörtlich: Auflösung des Körpers. In der Biologie ist damit das zur Tarnung an Umwelt angepasste Erscheinungsbild von Tieren gemeint, zum Beispiel das weiße Fell des Schneehasen. Um ihn in einer verschneiten Landschaft zu entdecken, müssen wir genau hinschauen und uns Zeit nehmen. Das gilt auch für die Kunst von Bettina Khano, die mit leisen Tönen, aber dafür nachhaltiger arbeitet. Wie kann man wahrnehmen, ohne sich auf fixe Ideen oder nicht existierende Gewissheiten stützen zu müssen? Wie kann man sich in seinem Körper erleben, ohne sich ein Bild von ihm machen zu müssen? Ihre Arbeiten nähern sich diesen Themen an, die sich dezidiert gegen das Entweder-Oder und das Weder-Noch wenden, um sich zu einem Sowohl-Als-Auch zu bekennen, das in den Zwischenräumen wuchert. Der Raum, der in Khanos Bildern sichtbar wird, ist kein Raum, der sich durchschreiten und vermessen lässt. Es ist ein verunsicherter und verunsichernder Raum, wenn man ein Denken in Koordinatensystemen gewöhnt ist. Er kann auch ein befreiender und radikal offener Raum sein, wenn man für einen Moment aushalten kann, dass wir vielleicht sowieso keinen festen Boden unter den Füssen haben, dass wir oft nicht da sind, wo sich unser Bild von uns befindet. Im Oldenburger Kunstverein wird Bettina Khano speziell für diese Ausstellung entworfene Installationen zeigen. Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Vermittlungsprogramm mit Führungen und Kursen.