Ausgelassen, jung und anders

Das Oldenburger Performance-Festival Pazz war ein großer Erfolg

Die Lebenswirklichkeit heute ist unüberschaubar und komplexer denn je. Junges Theater hat dazu eine Menge zu sagen. Das zeigte das erste Internationale Performing Arts Festivals „Pazz“ vom 17. bis zum 26. Oktober in Oldenburg. Mehr als 2000 Zuschauer sahen 25 Aufführungen von 10 Ensembles, die mit ungewohnten Formate, Ideen und Ansätze ihre Kommentare zur Gegenwart abgeben.

Aus sechs Ländern kamen auf Einladung des Oldenburgischen Staatstheaters Ensembles der freien Szene, um einen Einblick in die aktuelle Entwicklung zu geben, die abseits des etablierten oder subventionierten Theaters stattfindet. Sie machten die Spielstätte in der alten Exerzierhalle am Pferdemarkt zu einem anspruchsvollen Werkstatt-Treff. Das überwiegend junge Publikum lernte dabei nicht selten das Staunen. Daumen-Kino und Table-Performance standen auf dem Programm, freche Politsatire oder etwa eine irritierende Stadterkundung Oldenburgs per Bus.

Das kanadische Theater „Replacement“ brach mit einer Videocollage „Weetube“ in die scheinbare Netz-Anonymität der Internetplattformen Youtobe und Clippfish ein. Und der Sheffielder Alexander Kelly ließ in seiner hinreißenden one-man-Show erahnen, was es heute heißt, ein Mann zu sein.
Dass Pazz ein Festival der anderen Art war, unterstrich auch das breite Rahmenprogramm. Die internationalen Gastgruppen konnten nicht nur selbst Kontakte knüpfen und Chancen für eine internationale Zusammenarbeit ausloten. Sie stellten sich dem Publikum zur Diskussion und zum Austausch. Im Festivalcafé in der Bau-werk-Halle gegenüber der Spielstätte sorgten allabendliche Bandprogramme und DJ's dafür, dass die Theaterabende nicht in steifen Premierenfeiern endeten, sondern ausgelassen, jung, anders und mit einem Hauch von internationaler Urbanität.