Irritierende Dingdarstellung

Malerei von Morten Buch in der Kunsthalle Wilhelmshaven

Diese Gegenstände kennt man aus dem Alltag, banal wie sie sind -Vasen, Pfeifen, Schuhe, Dosen. Der dänische Künstler Morten Buch macht sie zum Sujet seiner Bilder, er malt sie überdimensional vergrößert und provoziert damit Fragen: Ist solche Abbildung der Wirklichkeit vielleicht die letzte Bastion geworden, in der Malerei über andere Medien der Gegenwartskunst triumphieren kann? Die Kunsthalle Wilhelmshaven widmete dem 1970 in Kopenhagen geborenen Künstler vom 4. Juli bis zum 14. September eine Ausstellung mit dem Titel „Letzte Zuflucht“.

Sie zeigte einen Maler, der das Erbe des dänischen Expressionismus mit der Coolness der amerikanischen Pop-Art verknüpft. Die Gattung der Dingdarstellung – das Stillleben – wurde schon von der Avantgarde genutzt, um neue Techniken und Darstellungsformen zu erproben. Pablo Picasso malte um 1907 keine Stillleben, sondern „er schuf ein Bild“ (Margrit Rowell) und revolutionierte damit die Moderne. Morten Buchs dickschichtigen Ölbilder entfalten ein regelrechtes Fest von sinnbetonter Malerei, die den Betrachter distanzlos konfrontiert, mitnimmt, einlullt und doch irritiert zurücklässt. Denn die vermeintlich vertrauten Dinge lösen sich durch ihre bis auf 300 x 300 cm überzeichneten Formate vom gewohnten Idealbild und erscheinen so fremd wie manche bizarren Manipulationen heutiger Digitalbildkultur.

Die „Letzte Zuflucht“, so die These der interessanten Schau, bedeutet für die junge Malergeneration nicht die getreue Abbildung der Wirklichkeit, sondern deren vieldeutige Fortschreibung in mögliche andere Bildwelten.