Plattdeutsch für alle Lebenslagen

Heimatbund „De Spieker“ veröffentlichte eindrucksvolles Sachbuch

Die Plattdeutsche Sprache ist am Aussterben, so lauten immer wieder die Unkenrufe. Wie es um sie steht, wollte der Heimatbund „de Spieker“ genauer wissen und legte im November zu seinem 60-jährigen Bestehen ein Sachbuch vor, das seinesgleichen sucht. Herausgeber Albert Rüschenschmidt warb 200 Texte aus dem gesamten niederdeutschen Sprachraum - acht Bundesländern und den Niederlanden- ein. Politiker und Kirchenleute, Literaten, Kulturakteure, Pastoren, Lehrer, Prominente und weniger Prominente griffen zur Feder, um frei über ein Thema aus ihrem jeweiligen Fachgebiet in niederdeutscher Sprache zu schreiben.

Die 600 Seiten starke Anthologie „Spiegelsplitter – Speegelsplitter – Speigelsplitter“, zeigt nun, wie vielfältig die alte Sprache ist und wie gut sie sich aktuellen Erfordernissen anpassen kann. Das Niederdeutsche, so belegt dieses Buch, ist nicht Sache von Heimattümlern. Es taugt als Schriftsprache, bewährt sich im Geschäftsleben, in der Politik und in allen Lebenslagen. Und immerhin acht Millionen Menschen sprechen und verstehen es.

Zum runden Geburtstag leistete sich der Heimatbund daneben nicht nur einer kleine Chronik, sondern eine weitere Publikation, die sich mit der niederdeutschen Sprache befasst. Erhard Brüchert untersuchte, wie sich in der deutschen Literatur das Verhältnis zwischen der plattdeutschen und der hochdeutschen Sprache in den vergangenen 200 Jahren darstellt. Große Autoren Norddeutschlands wie Theodor Storm, Thomas Mann, Kurt Tucholsky, Walter Kempowsky oder Günter Grass erlebten in ihrem Alltag, dass neben der hochdeutschen Standardsprache das Plattdeutsche höchst lebendig geblieben ist. Gut denkbar, dass sich das auch an ihrem literarischen Werk ablesen lässt. Brüchert interpretierte akribisch einschlägige Texte und kam zum Ergebnis, dass viele der anerkannten hochdeutschen Literaten das Niederdeutsche in ihr literarisches Werk einfließen lassen. Einige aber haben auch die Sprachrealität ihres Raumes völlig ausgeblendet - und damit der alten Sprache Unrecht getan.

Albert Rüschenschmidt:
"Spiegelsplitter/Speegelsplitter/Speigelsplitter"
Hrsg. von Albert Rüschenschmidt, Isensee Verlag Oldenburg, 608 Seiten, 29,20 EUR.

Erhard Brüchert:
"PLATT neben HOCH in der deutschen Literatur. Interpretationen."
Isensee Verlag, Oldenburg, 138 Seiten, 9,80 EUR.