Matrosenaufstand 1918

Deutsches Marinemuseum Wilhelmshaven zeigt Ausstellung „Die See revolutioniert das Land“

Der „Matrosenaufstand 1918“ gilt als eines der geschichtsträchtigen Ereignisse Deutschlands. Kurz vor dem Ende des Ersten Weltkriegs wollten die Admiräle der Kaiserlichen Hochseeflotte zu einer letzten Entscheidungsschlacht gegen die Engländer auslaufen, doch die kriegsmüde Besatzung verweigerte den Befehl. Es war der 29. Oktober 1918, als auf den Großkampfschiffen „Helgoland“ und „Thüringen“ auf Schillig-Reede vor Wilhelmshaven gemeutert wurde.

 Das unfolgsame Geschwader wurde nach Kiel zurückbeordert, einige Matrosen wurden verhaftet. Die Rebellion der Seeleute griff auf das Festland über. Die Arbeiterschaft trat an die Seite der Matrosen. Unter der Losung „Wir sind das Volk“ riefen Arbeiter- und Soldaten überall zur Völkerbefreiung auf. Sie forderten die Abdankung von Kaiser Wilhelm II und eine demokratische Umgestaltung des Deutschen Reiches. Das war der Beginn blutiger Unruhen, die sich schnell über das gesamte deutsche Reich ausbreiteten und auch in Wilhelmshaven hochkochten. Der Rat erklärte den Großherzog von Oldenburg für abgesetzt und rief die Sozialistische Republik Oldenburg-Ostfriesland aus. 

Aus der Meuterei wurde ein politischer Umsturz, der als Novemberrevolution in die Geschichte einging und nun Thema der neuen Sonderausstellung ist. Zwölf Akteurinnen und Akteure aus der Revolutionszeit stehen im Mittelpunkt der Schau. Ihre einzelnen Biografien geben Einblick in die politische Umbruchphase. Auf der einen Seite stehen extreme Revolutionäre, ihnen gegenüber kaisertreue Reaktionäre und dazwischen manche, die sich durch die Dynamik der Ereignisse von Linken und Rechten mitreißen ließen. Dabei soll das Thema auch ein „Denkanstoß“ sein, erklärt Dr. Stephan Huck, Leiter des Marinemuseums. „Der Rückblick richtet sich nicht nur auf die Revolution als Auslöser zur Bildung einer demokratischen Gesellschaft, sondern ebenso auf eine Epoche großer politischer Unordnung mit einem Auseinanderdriften der Gesellschaft, das wir heute wieder beobachten können.“

Wie die Ausstellung „Die See revolutioniert das Land“ genauer zeigt, stand am Anfang aller Ereignisse jedoch nicht der Matrosenaufstand, sondern eine Admiralsrebellion. Bereits der Befehl der Seekriegsleitung, gegen die Engländer auszulaufen, war ein Ungehorsam gegen die oberste Reichsführung – befand sich die Politik doch inmitten von Waffenstillstandgesprächen. Die Matrosen vereitelten vielmehr das eigenmächtige Manöver der Kriegstreiber, das sie als Unterwanderung der ersehnten Friedensverhandlungen ansahen. 

Die Spurensuche nach den damaligen Geschehnissen lässt sich außerhalb des Marinemuseums fortsetzen. Im Wilhelmshavener Stadtgebiet erzählt ein Informationsparcours über die lokalen Ereignisse des Winters 1918/19. An historischen Orten wurden zehn beschriftete Stelen installiert, die eigens zur Ausstellung entwickelt worden sind und später im Stadtbild verbleiben. 

Der hundertjährige Rückblick auf die Revolution bildet gleichzeitig den dritten Teil einer Trilogie. Nachdem „Die Flotte schläft im Hafen ein“ im Jahr 2014 den Alltag der Kriegsmarine vermittelte, widmete sich „Skagerrak – Seeschlacht ohne Sieger“ 2016 der Ausnahmesituation der Seeschlacht. 

Im Rahmen der Schau, die seit dem 27. Mai und noch bis zum 11. November zu sehen ist, findet ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm statt. Dazu gehören Vorträge, eine Exkursion nach Kiel und die Einweihung des Revolutionsdenkmals an der Gökerstraße in Wilhelmshaven.